Atemberaubende Bilder von Fabian Oefner in der MB&F M.A.D. Gallery Genf
Die MB&F M.A.D. Gallery in Genf präsentiert in ihrer aktuellen Ausstellung eine Fotoreihe des Schweizer Künstlers Fabian Oefner mit atemberaubenden Bildern von Oldtimern. Fabian Oefner hat sich seinen ganz besonderen Ruf erarbeitet, in dem er Wissenschaft und Kunst vereint und so Bilder kreiert, die sowohl das Herz wie auch den Verstand beeindrucken. Laufend befindet er sich auf der Suche nach für das menschliche Auge unsichtbaren Vorgänge im Leben, die er genau zum rechten Zeitpunkt einfängt – Phänomene wie Schallwellen, Zentripetalkräfte, Irisieren, Feuer, magnetische Ferrofluide und in dieser phantatsischen Serie: Oldtimer.
Bei den drei Bildern der Serie Disintegrating (Zerfallen) handelt es sich um explodierende Aufnahmen von klassischen Sportautos, die Fabian mühsam erstellt hat, in dem er in Kleinarbeit massstabgetreue Oldtimer-Modelle zerlegte, danach jeden Teil, Stück für Stück, in einer ganz besonderen Position fotografierte und so die Illusion eines explodierenden Fahrzeugs erzeugte.
Die drei weiteren Bilder der Ausstellung bilden zusammen die Serie Hatch (Ausschlüpfen), die sich mit dem Thema ‚Geburt eines Autos‘ befasst. Dabei wurde Fabian von der Darstellung eines ausschlüpfenden Kükens inspiriert. Er beschloss, die Geburt eines Herstellungsgegenstands gleich der eines Lebewesens zu zeigen – in diesem Fall ist es ein gerade aus der Schale brechender Ferrari 250 GTO, anhand dessen er ein originelles hochoktaniges Abbild eines Lebensbeginns generiert.
Im Mittelpunkt der zwei Fotoserien stehen jeweils Autos, und bei beiden wird der Betrachter dahin getäuscht vermeintlich zu glauben, dass es sich um computergenerierte Bildsynthesen handelt und nicht um wirkliche Fotografien, was sie eigentlich sind.
Fabian Oefner meint dazu: „Ich war immer schon von der sauberen und scharfen Wiedergabe der 3D-Bildsynthese fasziniert. Deshalb habe ich einmal diese Art von Ästhetik ausprobiert und sie mit der Intensität der wirklichen Fotografie kombiniert. Diese Bilder behandeln auch die Erfassung der Zeit – entweder sie aufzuhalten wie in der Hatch-Serie, oder sie zu erfinden wie in der Disintegrating-Serie.”
Die Kunstwerke von Fabian Oefner werden in der M.A.D. Galerie in Genf vom 27. November bis Mai 2014 ausgestellt.
Mehr über Disintegrating
Fabian Oefner sagt dazu, dass die Fotografie normalerweise Zeitmomente einfängt, doch in seiner Serie Disintegrating geht es darum, einen Augenblick im Zeitablauf zu erfinden. „Was man in diesen Bildern sieht, ist ein Zeitaugenblick, den es im wirklichen Leben niemals gab“, erklärt Oefner. „Das, was so aus aussieht, als würde ein Fahrzeug auseinanderbrechen, ist tatsächlich ein Augenblick, der durch eine Vermischung von Hunderten einzelner Bilder künstlich geschaffen wurde. Es bereitet eine einzigartige Freude, künstlich einen Augenblick zu erzeugen … . Einen Moment einzufrieren ist verblüffend.“
Die Abbilder zeigen explodierende Aufnahmen klassischer Sportwägen: Komplizierte massstabgetreue Modelle eines Mercedes-Benz 300 SLR Uhlenhaut Coupé mit Flügeltüren (1954), – der so schön ist, dass man fast weinen muss -, eines schnittigen, schwarzen Kultjaguars E-Typ (1961) oder eines kurvenreichen sinnlichen Ferrari 330 P4 (1967).
Zunächst einmal skizzierte Fabian auf Papier die Position der einzelnen Teile, bevor er die Modellautos stückweise – von der Karosserie bis hin zur winzigsten Schraube – auseinandernahm. Jedes Auto bestand aus über tausend Bestandteilen.
All diese Fotos wurden dann in der Nachbearbeitung zu einem einzigen Bild vermischt. Jedes Stück wurde in Photoshop kaschiert, zugeschnitten und dann in das Endbild eingefügt, die Räder dienten dabei als Anhaltspunkt.
„Vermutlich sind das die ‚langsamsten Hochgeschwindigkeitsbilder‘, die jemals erfasst wurden,“ bemerkt Fabian. „Ein Bild hat fast zwei Monate gedauert, und es sieht so aus, als wäre es im Bruchteil einer Sekunde geschehen. Schon das Zerlegen jedes Autos allein nahm mehr als einen Tag in Anspruch, weil sie so kompliziert waren. Aber das ist eben eine Jungensache. Die Erforschung bereitet einfach einen Genuss, man kann etwas entdecken, indem man den Gegenstand auseinandernimmt, so als würde man eine Zwiebel schälen.“
Aber er fügt hinzu: „Am schwierigsten war eigentlich der Aufbau der Kamera, des Objektivs und die Bestimmung des Lichts, denn am meisten ärgert man sich, wenn man kein schönes Bild daraus erzielen kann!“
Mehr über Hatch
Anhand von Hatch stellt Fabian Oefner sein Verständnis der möglichen Geburt eines Autos vor. In den ersten zwei Bildern wird ein Ferrari 250 GTO (1962) – wiederum als massstabgetreues Modell – gezeigt, der gerade aus der Schale bricht. Im dritten Bild ist die leere Schale zu sehen – und dazu noch weitere, nicht ganz fertige.
Zuerst erstellte Fabian einen Latex-Abguss des Modellautos, den er dann mit einer dünnen Gipsschicht füllte, um so die Schale herzustellen. Er produzierte für den nächsten Schritt in seiner Arbeit gleich mehrere Dutzend dieser Schalen – nämlich für das Zertrümmern der Schale auf dem Auto, damit die Illusion des Entschlüpfens kreiert werden konnte. Dieser Schritt musste unzählige Male wiederholt werden, bis endlich die gewünschten Ergebnisse erzielt wurden.
Damit auch wirklich der Augenblick, zu dem die Schale das Modell traf, erfasst werden konnte, schloss Fabian ein Mikrofon und einen Blitz an seine Hasselblad H4D Kamera an. So wurde jedes Mal, wenn die Schale auf die Fahrzeugoberfläche schlug, der Tonimpuls vom Mikrofon wahrgenommen und in der Folge der Blitz und der Kameraverschluss ausgelöst.
Es ist eine geschickte Wendung in der Geschichte der Schöpfung von Fahrzeugen, ein Auto als ein atmendes Lebewesen, das herangewachsen ist, darzustellen. Man könnte sagen, dass Hatch für die die Automobilindustrie das ist, was der Storch für die Entbindung von Babys bedeutet.
Mehr über Fabian Oefner
Fabian Oefner wurde 1984 in der Schweiz geboren. Er stammt aus einer Familie mit künstlerischem Hintergrund, besuchte die Kunstschule und machte einen Abschluss im Produkt-Design.
Im Alter von 14 Jahren entdeckte Fabian Oefner das Foto von Harold Edgerton, in dem eine Kugel einen Apfel durchdringt, und das führte dazu, dass er sich seine erste Kamera zulegte.
„Ich habe schon von einem frühen Stadium an mit verschiedenen Kunstformen experimentiert“, sagt er. „Die Fotografie war dabei die Kunstform, die mich am meisten interessierte.“
Jedoch nicht nur jede herkömmliche Fotografie ….
Fabian Oefner setzte damit fort, Kunst mit Wissenschaft zu vermengen. Er kreierte wunderschöne Aufnahmen von Nebelflecken in einer Glasfaserlampe und von federartigen oder Zuckerwatte ähnlichen Lufthauchen, die durch zerberstende, mit Maisstärke gefüllte Ballons erzeugt werden, er fotografierte Farbkristalle, die als Reaktion auf die Schallwellen eines Lautsprecher aufspringen – er fing auf spektakuläre Weise Muster ein, die durch von magnetischen Ferrofluiden in Kanäle geschobene Farben erzeugt wurden, und er schoss farbverrückte Fotos von durch Zentripetalkräfte geformte Anstriche.
„Ich versuche, diese Phänomene auf eine bis jetzt unbemerkte und poetische Weise darzustellen“, ergänzt er. „Und damit soll der Betrachter kurz anhalten und den Zauber, der uns ständig umgibt, entsprechend würdigen.“
„Die Welt um mich herum inspiriert und beeinflusst mich, und ich habe grosses Interesse an allen Bereichen der Wissenschaft. Wenn ich mit einem neuen Thema beginne, weiss ich kaum, wie das Endergebnis aussehen wird. Nachdem ich eine Weile damit experimentiert habe, bekommen ich ein Gefühl dafür, und dann entsteht die eigentliche Idee für die Bilder.“
Fabian Oefner arbeitet in seinem Studio in Aarau (Webseite), rund 40 Minuten von Zürich in der Schweiz entfernt. Seine Werke wurden bis jetzt ausschliesslich durch direkte Privatkäufer aus der ganzen Welt erworben. Er arbeitete auch an Aufträgen für grosse internationale Marken, an Werbekampagnen und Kunstprojekten wie auch an unabhängigen Projekten, die auf seiner Seite 500px.com zu sehen sind.
Kürzlich stellte Fabian seine Ideen und Kunstwerke in einem TED Talk als Teil einer gemeinnützigen Initiative vor, die sich Ideen widmet, die einer Weiterverbreitung wert sind. Über die letzten zwei Jahre hinweg ist sein Ruf stetig gewachsen.
Die Kunstwerke von Fabian Oefner werden in der M.A.D. Gallery in Genf vom 27. November bis Mai 2014 ausgestellt.
Alle Fotos Ⓒ Fabian Oefner.
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