Renault 5 Turbo 3E – Retro-Renner mit Elektro-Power und faustdicken Backen
Lesezeit 5 Min. Renault präsentiert mit dem Renault 5 Turbo 3E eine moderne Interpretation des legendären 80er-Jahre-Kultwagens Renault 5 Turbo. Trotz des ikonischen „Turbo“-Namens setzt die Neuauflage vollständig auf Elektropower – und bringt damit die brachiale Performance ins neue Jahrtausend.
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SP-X/Flins-sur-Seine. 1980 war’s, vor exakt 45 Jahren. Da brachte Renault den ersten 5 Turbo heraus, 1983 den Turbo 2. Der 5er Turbo war seinerzeit das erste französische Serienfahrzeug mit Turbo-Benzinmotor: 119 kW/160 PS, von 0 auf 100 km/h in 6,9 s. Der Renault 5 Turbo wurde zum Kultauto mit seinen wie Silikonlippen aufgeplusterten hinteren Radkästen.

400 kW/540 PS starker Elektroantrieb
Das alles ist aber nichts gegen die neue elektrische Rennmöhre, die Renault jetzt in seinem Werk in Flins-sur Seine bei Paris vorstellte. Der Renault 5 Turbo 3E ist kein Derivat des neue Elektro-5ers, sondern wird auf einer eigenen Plattform maßgeschneidert. Im Unterschied zu seinem Urahn verfügt der E-Turbo über einen 400 kW/540 PS starken Elektroantrieb. Die Kraft verteilt sich auf die beiden Hinterräder, die mit je einem 200 kW starken Radnabenmotor bestückt sind – erstmalig in der Automobilhistorie, wie Renault sagt. Das ergibt ein Fabel-Drehmoment von 4.800 Nm und eine Höchstgeschwindigkeit von 270 km/h auf der Rennstrecke. Von 0 auf 100 km/h soll’s in weniger als 3,5 Sekunden gehen. Mit Vollgas reiche die Energie „ein paar Runden“, so Renault. Im Alltag soll die Reichweite 400 km betragen.
Renault 5 Turbo 3E: Ausgeliefert wird 2027
All das sind noch Projektionen, keine überprüfbaren Fakten. Vorgestellt wurde einzig die Karosserie des Fahrzeugs sowie eine visualisierte Vorschau auf den möglichen Innenraum. Bestellbar ist der Elektro-Exot schon ab April, ausgeliefert wird allerdings erst 2027 – so der Plan. Und der Preis? Sandeep Bhambra, Chefdesigner in der Fahrzeugentwicklung, windet sich ein wenig: „Ich kann dazu noch nichts sagen, erst im April, wenn wir die Auftragsbücher öffnen. Aber so viel ist sicher: Es wird das mit Abstand beste Preis-Leistungs-Verhältnis geben, das bei einem Supercar möglich ist.“ Das lässt zumindest einen Einstiegspreis unter 100.000 Euro vermuten. Für Investoren wäre das immer noch ein Schnäppchen. Denn für den Urvater R5 Turbo in Top-Zustand (Originalpreis: 44.600 Mark) werden um die 170.000 Euro geboten.

Designsprache des Oldtimer-Vorbilds
Schaut man dem Renault 5 Turbo 3E in die Augen, so erkennt man sofort die Designsprache des Oldtimer-Vorbilds. Schmale Rechtecke in einer – trotz der auch vorn gewaltigen Schweller – kleinen Front sorgen für den historisch leicht verkniffenen Gesichtsausdruck des Turbo; auch die Seitenansicht und die heckleuchten erinnern in frappanter Weise an das Vorbild. Diese Design-Zitate im Chassis des neuen Supersportlers nennt man bei Renault selbstbewusst retro-futuristisches Design.
Reiner Fahrspass in Carbon
Das Hinterteil selbst ist jedoch deutlich angeschwollen und sieht ein wenig aus wie eine expressive Comic-Zeichnung des alten Turbo. Doch für ein solches Renn-Monster ist derlei Äußeres durchaus angebracht. Schließlich wurde das Auto nicht für den Wocheneinkauf in Hamburg oder Köln konzipiert. Obwohl man bei Renault stolz darauf verweist, dass der R5 Turbo 3E durchaus einen veritablen Gepäckraum für einen Kurzurlaub zu zweit mit Hund hat. hat. Kofferraum hin oder her; das Mini-Supercar verheißt reinen Fahrspass in Carbon. Da dürfen die Schweller schon mal etwas präpotent wirken.

Potenziell heissbegehrtes Sammlerstück
Für Renault ist das Prestigeobjekt aber nicht nur ein potenziell heissbegehrtes Sammlerstück für solvente Kunden, sondern auch ein willkommenes Forschungslabor für Zukunftstechnologien, die später in andere Modelle wandern sollen. So setzt man erstmals auf eine 800-Volt-Architektur, die ultraschnelles Laden garantieren soll. Bei einer Gleichstrom-Ladeleistung von 350 kW ließe sich die Batterie in einer Viertelstunde von 15 auf 80 Prozent auffüllen, heißt es.
Mini-Supercar Renault 5 Turbo 3E
Zusammen mit dem Renault 5 E-Tech Electric, der Alpine A290 und dem Mini-Supercar Renault 5 Turbo 3E greift man in den mittleren 2020er-Jahren also auf das Erfolgstrio der 1980-er Jahre (Renault 5, Renault 5 Alpine und Renault 5 Turbo) zurück. Praktisch, alltagstauglich und fit für den Profisport – mit diesem Dreiklang möchte Renault auch in der Elektrowelt extrem erfolgreich werden.

Speziell entwickelte Heckantriebs-Plattform
In der Tradition des ersten Renault 5 Turbo und Turbo 2 basiert der Renault 5 Turbo 3E auf einer neuen, speziell entwickelten Heckantriebs-Plattform. Im Vergleich zum Renault 5 E-Tech Electric (3,92 m Länge, 2,54 m Radstand) wurde die Windschutzscheibe nach hinten versetzt und der Radstand auf 2,57 m verlängert. Daraus ergeben sich auffällige Abmessungen: 4,08 m Länge, 2,03 m Breite und 1,38 m Höhe. Der Renault 5 Turbo 3E ist so lang wie ein Stadtauto und so breit wie ein Super-Sportwagen. Eine Ratio von 2:1 im Verhältnis Länge und Breite, das gibt es auf dem Automarkt derzeit nicht.
Nur rund 1.450 Kilogramm schwer
Das ganze Auto einschließlich der 70-kWh-Batterie wiegt nur rund 1.450 Kilogramm. „Im Serienmodell wollen wir das Gewicht noch auf 1.400 Kilo herunterkriegen“, sagt Sandeep Bhambra. Inkludiert ist auch eine AC-Ladefunktion. Das 11-kW-Bordladegerät schafft eine Komplettladung von null auf 100 in etwa acht Stunden. Der Wolf im Wolfspelz passt also auch an die Wallbox im Reihenhaus.

Renault 5 Turbo 3E, der Retro-Kraftprotz
Renault scheint mit dem Turbo, der keiner ist, ein echter Wurf gelungen zu sein. Denn ob alt oder jung, alle Premierengäste mochten diesen Retro-Kraftprotz. Sei es aus Sentimentalität oder weil der Elektro-Flitzer so originell aussieht. Renault-Chef Luca de Meo hat wohl das richtige Näschen gehabt, als er darauf bestand, dieses Fahrzeug zu realisieren.
Dieser Beitrag stammt von Daniel Killy, Redakteur für das Redaktionsbüro SPS Spotpress Services GmbH.