Fahrbericht: Alfa Romeo Tonale mit Plug-in-Hybrid Q4
Mit dem noch jungen Mittelklasse-SUV Tonale ist jetzt erstmals ein Alfa Romeo zumindest zeitweise elektrisch unterwegs. Eine 15,5-kWh-Batterie sorgt dafür, dass der Wagen vor Ort bis zu 82 Kilometer abgasfrei fahren kann. Der E-Motor bringt sportliche Werte.
SP-X/Balocco. Autos mit kombiniertem Antrieb aus Verbrennungs- und Elektromotor haben ihre Blütezeit schon überschritten. Da die staatlichen Förderungen in Kürze enden werden, wird die Nachfrage nach den Plug-in-Hybriden deutlich zurückgehen. Somit ist der italienische Sportwagenhersteller Alfa Romeo spät dran mit dem neuen Spitzenmodell des 4,53 Meter langen Tonale. Insofern ist das Doppelherz-SUV zwar nicht der letzte Schrei, aber eben doch der erste Alfa Romeo auf dem langen Marsch der Traditionsmarke in die elektrische Zukunft und zudem der erste Tonale mit Allradantrieb.
1,3-Liter-Turbobenziner und E-Motor mit 206 kW/280 PS
Der Teilzeit-Stromer unterscheidet sich äußerlich nicht von seinen Auspuff-Geschwistern, die bereits im Februar an den Start gingen. Verwöhnte Alfisti zeigten sich in ihren Internet-Foren etwas enttäuscht vom eher bescheidenen Leistungsangebot des SUV, das gerade mal bis 118 kW/160 PS reichte. Der Neue verspricht Abhilfe: Die Kombination aus 1,3-Liter-Turbobenziner und E-Motor kommt zusammen auf 206 kW/280 PS. Auf dem Papier ist die Welt also wieder in Ordnung – auch weil der Tonale jetzt als Allradler unterwegs ist. Das überraschend starke Elektrotriebwerk (90 kW/122 PS) übernimmt dabei exklusiv den Antrieb der Hinterräder.
Kennenlern-Tour im italienischen Alpenvorland
Die Kennenlern-Tour bietet ein abwechslungsreiches Auf und Ab über zahllose Serpentinen im italienischen Alpenvorland. Die beiden Herzen haben keine Mühe mit dem über 1,8 Tonnen Hochbeiner, dessen Länge von 4,53 Metern dem Format eines VW Tiguan gleicht. Geht es nach dem Gipfel wieder abwärts, schaltet sich bei aktivierter Hybridmodus-Funktion der Benziner automatisch ab und die Batterie wird durch das Bergabfahren wieder aufgeladen.
Bis zu 82 Kilometer rein elektrisch
Ähnliches gilt in der Ebene beim Lupfen des Gaspedals oder beim Bremsen. So ist das in fast allen Hybrid-Modellen der zahlreichen Hersteller. Unterm Strich meldet der bordeigene Buchhalter einen Schnittverbrauch von 6,6 Litern. Das ist zwar meilenweit vom Normverbrauch von 1,4 Litern entfernt, für ein 280-PS-Auto aber ok. Allerdings sind wir nur einmal kurz auf die Autobahn abgebogen. Bei dort üblichem schwererem Gasfuß dient der E-Motor eher als Kraftspritze denn als Chance zum Sparen. Das klappt besser in der Stadt, wo der Tonale bis zu 82 Kilometer weit elektrisch kommt. Im Mix sollen es 69 Kilometer sein.
„Effiziente Sportlichkeit“
Laut Alfa Romeo war das wichtigste Entwicklungsziel des Tonale seine „effiziente Sportlichkeit“, die durch einen Drehschalter oberhalb des Automatik-Wählhebels verfeinert werden soll. Dem flotten Fortkommen ist die Einstellung „Dynamic“ zugedacht. Hier spendiert die Elektronik die volle Leistung, vor allem für den Kurven-Twist oder das Überholen, wo es im Allradler nun mal richtig zu Sache geht. Dennoch bedarf es einiger Übung, die gesamte Kraft der beiden Triebwerke vom Sitz aus erlebbar zu machen. Hier sollte die Elektronik noch nachgeschärft werden. Das gleiche gilt für die viel zu leichtgängige Lenkung. Sie trübt die Zielgenauigkeit, lässt deutliche Rückmeldung vermissen. Denn gerade das wünscht sich die traditionelle Zielgruppe nun mal von einem Alfa Romeo. Gut gelungen dagegen die Einstellung „erweiterte Effizienz“. Sie zwingt den Tonale, sich nur mit elektrischer Energie zu bewegen, wichtig für künftige abgasfreie Zonen in den Städten.
Zahlreiche Assistenzsysteme
Auf der Höhe der Zeit sind die zahlreichen Assistenzsysteme. Abstandsradar, hochauflösende Kamera mit 360-Grad-Rundumblick, Querverkehrserkennung auch beim Rückwärtsfahren und vieles mehr, und das zum Teil sogar serienmäßig. Zudem ist der Alfa Romeo Tonale immer online, über Alexa lassen sich per Sprache diverse Funktionen bedienen und Updates können, wie bei Smartphones ebenfalls online aufgespielt werden. Das Bordlader verträgt 7,5 kW an der Wallbox. Gut zweieinhalb Stunden muss der Tonale also angedockt sein, um die 15,5 kWh-Batterie zu ertüchtigen.
Zunächst startet der aufladbare Tonale mit zwei Versionen und grosszügiger Ausstattung. Fällig werden 52.000 Euro für den „TI“ bzw. 54.500 Euro (Preis Schweiz für den Q4 noch nicht veröffentlicht) für das Topmodell Veloce. Das sind gut 10.000 Euro mehr als für vergleichbare Verbrenner, aber auch nur 4.000 Euro mehr als für den größeren Stelvio mit 147 kW/200 PS. Und dabei müssen Tonale-Kunden auch mit einer Einschränkung leben. Da die Batterie nun mal Platz beansprucht, müssen sie auf mehr als 100 Liter Stauraum verzichten. 385 Liter bleiben hinter den Rücksitzen für Gepäck.
Technische Daten – Alfa Romeo Tonale Plug-in-Hybrid Q4
Fünftüriges SUV der unteren Mittelklasse mit fünf Sitzen, Länge: 4,53 Meter, Breite ohne Außenspiegel 1.84 Meter (mit Außenspiegel: 2,08 Meter), Höhe: 1,60 Meter, Radstand: 2,64 Meter, Kofferraumvolumen: 385 – 1.430 Liter
Plug-in-Hybrid-System bestehend aus 1,3-Liter-Turbobenziner mit 132 kW/180 PS, maximales Drehmoment 270 Nm bei 1.850 U/min. Sechsgang-Automatik, kombiniert mit Elektromotor an der Hinterachse: 90 kW/122 PS, elektrisches Drehmoment 250 Nm, Systemleistung: 206 kW/280 PS, Allradantrieb, Batterie-Kapazität: 15,5 kWh, Ladeleistung: bis 7,5 kW, Ladedauer auf 100 Prozent: 150 Minuten, elektrische Reichweite nach WLPT: bis zu 69 km (Stadt bis zu 82 km), Vmax: 206 km/h (elektrisch 135 km/h), 0 – 100 km/h: 6,2 s, Verbrauch (WLTP): 1,1 – 1,4 l/100 km, CO2-Emission: 26-33 g/km
Preis: ab 52.000 Euro (Preis Schweiz für den Q4 noch nicht veröffentlicht)