Sportlich unterwegs mit einem Jaguar Mark VII von 1954
Wenn Sie an klassische Jaguar-Sportwagen denken, müssen Sie nicht unbedingt nur an Coupés und Roadster denken. Vor 70 Jahren gab es auch einen Rallye-Star mit vier Türen. Wir konnten ihn fahren.
SP-X/Genf/Nizza. Ein erfolgreicher Jaguar-Rennwagen ist grün, schnell und schön anzusehen. Idealerweise ist er in British Racing Green, hat zwei Türen und eine traumhaft-sportliche Coupéform. Und schnell muss er sein, sehr schnell. Aber Moment mal, dieser grüne und zweifelsohne auch schnelle Jaguar ist eine ja viertürige Luxuslimousine, zudem ist das Interieur mit edlen Wurzelhölzern und feinstem Leder sehr komfortabel ausgestattet.
Auf der Alpine Rally von Genf nach Nizza
Wir befinden uns in einem Jaguar Mk VII aus dem Jahre 1954, ein Saloon, wie ihn die Briten liebevoll bezeichnen, auf der rund 800 Kilometer langen und äußerst kurvenreichen Alpine Rally von Genf nach Nizza. Die genaue Modellbezeichnung lautet Jaguar Mark 7M Saloon, zugelassen mit dem Kennzeichen 97 DHM im englischen Gaydon, im Jaguar Museum, der hauseigenen Classic Heritage Collection.
1956 wurde mit diesem Fahrzeug die Rallye Monte Carlo gewonnen
Die Alpine Rally ist eine attraktive Route, die teilweise auf den Spuren der Rallye Monte Carlo verläuft. Auf dieser Strecke befinden sich zahlreiche Etappen und Wertungsprüfungen. Jede Kurve, jede Serpentine und jeder Gebirgspass bietet Fahrfreude pur – besonders in einem so edlen, exzentrischen und erstaunlich gut erhaltenen fast 70 Jahre alten Fahrzeug. Im Jahr 1956 wurde mit diesem Fahrzeug die Rallye Monte Carlo gewonnen – damals mit Ronnie Adams am Volant.
Gleich zwei erfahrene Beifahrer
Ronnie Adams hatte gleich zwei erfahrene Beifahrer, Frank Bigger und Derek Johnson. Die beiden kümmerten sich dabei abwechselnd darum, dass Ronnie das schwere Fahrzeug auf der Straße hielt und das auch auf der vorgeschriebenen Route. Der Dritte konnte entspannt auf der langen Rückbank liegen, es war genug Platz für ein Nickerchen oder einfach die Landschaft anzuschauen.
Sir Stirling Moss am Steuer
Der Jaguar hat ebenfalls mehrfach die Mille Miglia absolviert, unter anderem mit dem berühmten Rennfahrer Sir Stirling Moss am Steuer. In den 1950er-Jahren nahm es auch an verschiedenen Tourenwagen-Veranstaltungen teil und konnte dort Erfolge feiern. Neben Moss fuhren auch John Michael „Mike“ Hawthorn und Jimmy Stewart mit, der ältere Bruder von Jackie.
Sieger in Le Mans
Der Motor im Jaguar Mark VII ist nicht nur legendär, sondern auch berühmt für seine Siegesfähigkeit in Le Mans. Der Reihensechszylinder stammt vom XK 120 und hat einen Hubraum von 3.442 Kubikzentimetern. Die 190 PS starke Maschine wurde ab 1954 produziert und verfügt über ein Viergang-Handschaltgetriebe mit Overdrive in den Stufen drei und vier. Das Getriebe treibt ausschließlich die Hinterräder an, was dem Wagen eine Geschwindigkeit von bis zu 163 km/h ermöglichte.
Pitoreske Dörfer und Schafherden auf den grünen Hängen
Die Fahrleistungen des Mark VII sind beeindruckend, genauso wie die Kulisse der französischen Seealpen. Kleine, malerische Dörfer mit großen Schafherden auf den grünen Hängen und den Straßen machen Appetit auf die hervorragende französische Küche in dieser Gegend, nicht selten mit Sternen des Guide Michelin ausgezeichnet. Kenner von französischen Spirituosen werden in einem der folgenden Orte nach dem Col de Tamié, in Le Sappey-en-Chartreuse den weltweit bekannten Kräuterschnaps zu schätzen wissen.
Auch heute noch ein echtes Abenteuer
Auch wenn die Passstraßen heutzutage extrem gut ausgebaut und asphaltiert sind, ist es dennoch ein echtes Abenteuer. Im Herbst kann es regnen und wenn dann auch noch der Scheibenwischer ausfällt, wird es wirklich spannend – zumal bei der abendlichen Dämmerung die voluminösen, aber etwas funzligen Scheinwerfer den Weg nicht so richtig weisen können.
Geheime Kontrollpunkte mit Tempo- und Bremsentests
Auch wenn die Handbremse aus den 1950er-Jahren nicht so richtig zupackt, wie man es von aktuellen Fahrzeugen gewohnt ist, so dass bei alpinen Pausen stets ein grosser Stein für den notwendigen und nachhaltigen Stillstand des wertvollen Jaguar sorgt. Bei der Rallye Monte Carlo vergangener Tage gab es deshalb auch geheime Kontrollpunkte mit Tempo- und Bremsentests, die durch die abwärts führenden Kehren zwischen La Turbie und Monaco führten. Gewonnen haben die grünen Sportler damals aber nicht wegen ihrer Bremsen – und heute geht es mehr ums Ankommen.