Fünf Kooperationen von Luxus-Autobauern und Bootswerften

Lesezeit 2 Min. Einige Automobilhersteller, insbesondere Luxusmarken, haben sich schon immer für die Mobilität auf dem Wasser interessiert und tun dies heute noch. Das Ergebnis sind Boote, die mal nachhaltig, schnell oder luxuriös sind. Allerdings teilen sie auch alle eines: hohe Preise.

SP-X/Köln. Die Idee vom allumfassenden Mobilitätskonzern treibt bei manchen Autoherstellern bunte Blüten. Denn immer wieder drängen sie sogar aufs Wasser. Mal geht es dabei um Leistung und Lifestyle, mal um nachhaltige Antriebe und oft auch ums große Geld – wie diese fünf Beispiele zeigen.

Im Frauscher x Porsche E-Fantom steckt die Antriebstechnologie des neuen Porsche Macan, der 2024 als Elektro-SUV auf den Markt kommt.
Im Frauscher x Porsche E-Fantom steckt die Antriebstechnologie des neuen Porsche Macan, der 2024 als Elektro-SUV auf den Markt kommt. Foto: Porsche

Frauscher x Porsche E-Fantom

Der Porsche Macan macht bei Frauscher den Freischwimmer. Denn den Anspruch vom nachhaltigen Luxusanbieter zu unterstreichen, hat sich Porsche mit der österreichischen Bootswerft zusammengetan und ihr den elektrischen Antrieb des kommenden Geländewagens überlassen. Die Österreicher montieren den in das gute 8 Meter lange Powerboot Fantom Air und locken auf Gardasee & Co nun mit Ruhe und einem reinen Gewissen bei der Bootspartie: Die 100 kWh aus dem Macan reichen dabei im besten Fall für 100 Kilometer und mit den 400 kW der E-Maschine schafft die Yacht 85 km/h. Es gibt allerdings auch auf dem Wasser ein paar Einschränkungen für die E-Mobilität: Die Reichweite ist nur ein Drittel so groß wie mit dem Benziner und der Preis mit rund 570.000 Euro dafür doppelt so hoch. Das scheint die Kunden aber nicht zu stören. Zunächst ohnehin nur als Kleinserie von 25 Exemplaren geplant, sind die ersten Boote bereits vor der Jungfernfahrt verkauft. Für Bootsbauer Stefan Frauscher ist diese Kooperation nicht nur deshalb etwas besonderes, weil die Fantom dank Porsche zum ersten elektrischen Powerboat wird, das diesen Namen verdient. Sondern es markiert für die Branche auch in technischer Hinsicht eine Zäsur: „Konnten wir bislang allenfalls alte Autoteile aufbrauchen, bringen wir nun eine Technik aufs Wasser, die noch nicht einmal auf der Straße ist.“

Candela C8 heißt das Elektroboot, welches Polestar mit der schwedischen Werft Candela erschaffen hat.
Candela C8 heißt das Elektroboot, welches Polestar mit der schwedischen Werft Candela erschaffen hat. Foto: Polestar

Candela C-8 Polestar edition

Candela C8: Schon vor Porsche ist Polestar baden gegangen und hat dafür eine Kooperation mit Candela gestartet. Die schwedische Werft macht seit einigen Jahren mit elektrischen Tragflügelbooten Furore und bezieht mittlerweile ihre Batterien von der Geely-Tochter. Im Rumpf der C8 stecken deshalb die gleichen Akkus wie im Polestar2 und ermöglichen mit 69 kWh eine Reichweite von gut 100 Kilometern. Dabei erreicht das Boot Geschwindigkeiten bis zu 40 km/h – und sorgt für einen unmittelbaren Aha-Effekt: „Die so genannte Hydrofoil­Technologie ist ein Paradigmenwechsel. Genau wie bei der ersten Fahrt mit einem Elektroauto spürt man sofort, dass dies die Zukunft ist, wenn das Boot abhebt’“, schwärmt Polestar-Designchef Maximilian Missoni und will sich seine Firma nicht nur in der Rolle des Zulieferers wissen. Deshalb hat er auch sein Designteam an Bord gebracht und eine „Polestar Edition“ gestaltet, die rechtzeitig zum Sommer in den Handel kommen soll – zu Preisen ab 400.000 Euro.

Die LY650 von Lexus ist mit fast 20 Metern Länge und einem Preis von rund 4 Millionen Dollar aufwärts das dickste Ding in dieser Liste.
Die LY650 von Lexus ist mit fast 20 Metern Länge und einem Preis von rund 4 Millionen Dollar aufwärts das dickste Ding in dieser Liste. Foto: Lexus

Lexus LY 650

Vor allem Handwerkskunst und Luxus standen für Lexus beim Weg auf das Wasser im Vordergrund. Denn die LY650, mit fast 20 Metern Länge und einem Preis von rund 4 Millionen Dollar aufwärts das dickste Ding in dieser Liste, soll den Kunden ein einzigartiges Erlebnis japanischer Gastfreundschaft und traditionellen Kunsthandwerks bieten, sagt kein geringer als Patriarch Akio Toyoda, dem das Projekt angeblich eine Herzensangelegenheit war. Deshalb machen die Japaner auch gar nicht den Versuch, ihre eigenen Motoren an Bord zu bringen, sondern belassen es bei den beiden Volvo-Penta-Aggregaten mit jeweils bis zu 1.350 PS. Stattdessen kümmern sie sich um die Kabine mit ihren drei Schlafzimmern, das Design des Rumpfes und den coupéartigen Aufbau. Mit Erfolg: Denn kaum war das Konzept im Jahr 2019 veröffentlicht, waren auch schon die ersten vier Boote verkauft.

Im Heck der Tecnomar toben zwei MAN-Zwölfzylinder, die je 2.000 PS leisten und damit ein Spitzentempo von rund 110 km/h ermöglichen.
Im Heck der Tecnomar toben zwei MAN-Zwölfzylinder, die je 2.000 PS leisten und damit ein Spitzentempo von rund 110 km/h ermöglichen. Foto: Lamborghini

Tecnomar Lamborghini 63

Normalerweise beziehen sie bei Lamborghini ihre Inspiration gerne von Kampfjets und wagen sich allenfalls mal auf einen Flugzeugträger. Doch vor ein paar Jahren sind die Italiener tatsächlich ins Schwimmen gekommen – und haben zusammen mit einer lokalen Luxuswerft das erste „Supercar der Meere“ entworfen: Die Tecnomar Lamborghini 63. Wie die Sportwagen aus Sant’Agata aus Karbon gebacken, wiegt die 19 Meter lange Yacht gerade einmal 24 Tonnen und ist entsprechend flott unterwegs. Schließlich toben im Heck zwei MAN-Zwölfzylinder, die je 2.000 PS leisten und damit ein Spitzentempo von rund 110 km/h ermöglichen. Extrem sind allerdings nicht nur das vom Lamborghini Sian inspirierte Design und die Fahrleistungen, sondern auch der Preis – unter 3 Millionen geht nichts bei der auf 63 Exemplare limitierten Serie. Nach oben – dafür sorgt schon die Lamborghinis Extrawurstbraterei Ad Personam – sind dagegen kaum Grenzen gesetzt.

Auch Ferrari legte einst mit der Hydroplane ein extraflottes Boot auf Kiel.
Auch Ferrari legte einst mit der Hydroplane ein extraflottes Boot auf Kiel. Foto: Ferrari

Ferrari Hydroplane

Die Autoboote kommen buchstäblich in Wellen und gerade rollt mit Porsche und Polestar wieder so eine durch die Branche. Doch neu ist die Idee nicht. Sondern im Gegenteil schon ziemlich alt. Denn bereits in den 1950ern hatte sich der italienische Rennboot-Kapitän Achille Castoldi an Ferrari gewandt, um einen Motor für sein „Hydroplane“ zu bekommen. Und zwar nicht irgendeinen. Castoldi wollte vielmehr jenen 4,5 Liter großen Tipo 375 F1, mit dem die Scuderia kurz zuvor in Silverstone ihr erstes Formel1-Rennen gewonnen hat. Und weil er einflussreiche Freunde hat, bekommt er nicht nur den Motor, sondern auch noch ein Upgrade: Der oberste Renningenieur persönlich nimmt sich den Zwölfzylinder zur Brust, rüstet ihn auf Methanol-Betrieb um und bestückt ihn mit zwei Kompressoren und einem neuen Doppelvergaser. Das Ergebnis: Statt etwa 400 PS leistet der Motor jetzt mehr als 600 PS – und führt Castoldi zum Sieg: 241,708 km/h erreichte er mit der „Arno XI“ im Oktober 1953 und setzte damit in der Klasse bis 800 Kilogramm eine Bestmarke, die nie mehr gebrochen wurde. So wurde sein so genanntes Hydroplane zu einer Berühmtheit, die einem Ferrari 250 GTO heute in nichts nachsteht. Das gilt allerdings auch für den Preis – beinahe zumindest. Denn zuletzt wurde das Einzelstück Anfang dieses Jahrzehnts für einen zweistelligen Millionenbetrag angeboten.

Das Speedboat Hydroplane wurde von einem 600 PS starke 4,5-Liter-Ferrari-Motor angetrieben.
Das Speedboat Hydroplane wurde von einem 600 PS starke 4,5-Liter-Ferrari-Motor angetrieben. Foto: Ferrari