Fahrbericht: Abarth 500e
Lesezeit 4 Min. Abarth bringt sein erstes Elektromodell auf den Markt. Als Basis dient der Skorpion-Marke der Fiat 500e. Er erhielt nicht nur mehr Leistung und ein sportliches Outfit, sondern auch einen künstlichen Sound, mit dem man aber besser nicht vor dem Straßencafé halten sollte.
SP-X/Balocco. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich Fiats sportliche Schwestermarke Abarth auch den elektrischen 500 schnappt und nach ihrem Gusto überarbeitet. Bei der Verbrennerversion war dies nicht anders. Aus ihm entstehen noch heute der Abarth 595 und 695. Und weil Abarth nach alter Rennsport-Tradition für röhrende Motoren steht, wird zwar nicht jeder gleich den 695 als solchen erkennen, zweifelfrei aber akustisch wahrnehmen – und dies gut zwei Straßenblocks entfernt.
Mit wasserdichtem Soundgenerator
Am lauten Auftritt hielten die Italiener auch beim elektrischen 500 fest. Manche mögen hier mit Kopfschütteln reagieren, andere den Daumen nach oben strecken. Mit viel technischem Aufwand installierten die Ingenieure einen wasserdichten Soundgenerator vor die Hinterachse, der bereits bei „Leerlauf“ soviel Rabatz macht, dass man denkt, hier röhrt ein echter Verbrenner. Auch während der Fahrt begleitet einen permanent das künstliche Motorengeräusch, in der Lautstärke und Frequenz abhängig von Beschleunigung und Geschwindigkeit. Es entsteht irgendwie der Eindruck, Abarth verkündet zwar stolz, sein erstes Batterieauto auf die Straße zu bringen, wolle es sich wohl gleichzeitig nicht mit der alten Benzin-Fraktion verscherzen. Immerhin: Der Computer-Sound lässt sich, wenn auch sehr umständlich, in einem Untermenü im Instrumenten-Display wegklicken.
„Lebendiger“ als der 695-Verbrenner
Es herrscht wieder Ruhe im kleinen Stromer, was den Fahrspaß nicht im Geringsten mindert. Im Gegenteil, gerade die Kombination aus leisem Antrieb, tollem Handling und rasanter Beschleunigung ist ein besonderes emotionales Erlebnis. Der Abarth 500e geht dermaßen knackig ums Eck, lässt sich präzise lenken und klebt durch seinen niedrigen Schwerpunkt gefühlt so gut am Asphalt, dass man gar nicht mehr aussteigen möchte. Abarth selbst versichert, der 500e ist in den typischen Alltagssituationen sogar „lebendiger“ als der 695-Verbrenner, auch wenn dieser auf dem Papier höhere Leistungswerte (132 kW/180 PS) ausweist und mit 6,7 Sekunden hauchdünne 0,3 Sekunden schneller von null auf 100 km/h beschleunigt.
Reichweite 265 Kilometer
Der Elektromotor im Abarth 500e leistet 114 kW/155 PS. Ihn, wie auch die restlichen Komponenten haben die Entwickler aus dem Fiat 500e übernommen (hier hat der Motor 87 kW/118 PS), jedoch den höheren Anforderungen angepasst. Im Boden steckt ebenso ein Akku mit einer nutzbaren Kapazität von 37,8-kWh, die eine Reichweite von 265 Kilometer ermöglichen soll. Das sind fast 20 Prozent weniger jene des normalen Fiat 500e und zeigt, dass mehr Leistung auch in der Elektromobilität den Regeln der Physik folgt und einen höheren Verbrauch nach sich zieht. Hier sind es anstelle 13,8 nun 17,1 kWh/100 km.
Starker Stadt-Stromer
Doch für Abarth-Kunden und -Kundinnen – ein nicht unwesentlicher Prozentsatz sind Frauen – dürfte dies von untergeordneter Bedeutung sein. Sie genießen eher den sportiven Auftritt des starken Stadt-Stromers, erst recht, wenn er in Farben daherkommt, deren Namen nicht minder giftig sind als der Skorpion selbst. Wie wäre es mit Acid Green, Poison Blue oder Adrenalin Red? Zu deutsch: Säure-Grün, Gift-Blau oder Adrenalin-Rot. Besonders gut steht dem Wagen das Acid Green, kommen bei ihm die schwarzen Schriftzüge an Front und Heck sowie der „elektrische“ Skorpion an der hinteren Flanke gut zur Geltung.
Dreispeichen-Sportlenkrad
Entsprechend des äußeren Auftritts (neue Frontschürze, Seitenschweller, Heckdiffusor und 18-Zoll-Räder) richteten die Designer auch den Innenraum des Abarth 500e ein. Ein absolutes Muss sind da ein Dreispeichen-Sportlenkrad (mit blauer 12-Uhr-Markierung) und Integralsitze aus Textil und Technopren mit Skorpion-Prägung und zweifarbigen Doppelnähten. Wer die Turismo-Ausstattung wählt, bekommt obendrein Edelstahl-Einstiegleisten, Alcantara am Armaturenbrett und Lenkrad sowie Pedalabdeckungen in Stahl und eine Fußstütze mit Skorpion-Emblem.
Turismo, Scorpion Street und Scorpion Track
Das Cockpit selbst blieb unangetastet, einzig die Displays wurden anderes konfiguriert, zumal der Abarth 500e neue Fahrmodi erhielt. Sie heißen Turismo, Scorpion Street und Scorpion Track und unterscheiden sich jeweils in ihrer sportlichen Abstimmung. Im Track-Modus sind alle Sinne auf scharf gestellt, bei maximaler Leistungsabgabe. Bei „Street“ ist die Rekuperation am höchsten, damit ist One-Pedal-Driving möglich. Ähnlich ist es bei „Turismo“, nur stehen hier lediglich 100 kW/136 PS an Leistung zur Verfügung, das Fahrpedal reagiert moderater und das Auto fühlt sich insgesamt komfortabler an.
Die Launch-Edition „Scorpionissima“ ist bereits ausverkauft
Vor wenigen Wochen begann die Produktion des Abarth 500e. Die auf 1.949 (Jahr der Firmengründung) limitierte Launch-Edition „Scorpionissima“ ist bereits verkauft. Nun startet Abarth mit der normalen Version. Sie kostet als Limousine 37.990 Euro und als Cabrio 40.990 Euro. Die Preise für die Schweiz sind noch nicht veröffentlicht.
Technische Daten Abarth 500e:
Dreitüriger, viersitziger Kleinwagen; Länge: 3,67 Meter, Breite: 1,68 Meter, Höhe: 1,52 Meter, Radstand: 2,32 Meter, Kofferraumvolumen: 185 bis 550 Liter
PSM-Elektromotor; 114 kW/155 PS, maximales Drehmoment: 235 Nm, Frontantrieb, Eingang-Getriebe, 0-100 km/h: 7,0 s, Vmax: 155 km/h, Batteriegröße nutzbar: 37,8 kWh, Reichweite: 265 Kilometer, max. Ladeleistung 85 kW, Normverbrauch: 17,1 kWh/100 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse: A+. Preis: 37.990 Euro. Cabrio: 40.990 Euro