Der Jahrhundert-Oldtimer-Scheunenfund
Ja, so darf man das wohl zweifellos nennen: sechzig schlummernde Oldtimer-Raritäten wurden in einem französischen Chateau entdeckt. Nicht gerade museal konserviert, aber dafür mit einem gehörigen Schuss Patina versehen, werden die sechzig Oldtimer-Schönheiten am 6. Februar am Salon Retromobile in Paris vom französichen Auktionshaus Artcuriel versteigert.

Das absolute Highlight dieses spektakulären Scheunenfundes ist ein Ferrari 250 GT California SWB Spyder, der unter einem Berg von Automobilzeitschriften versteckt war.
Nicht weniger spektakulär ist einer seiner Vorbesitzer, nämlich Alain Delon himself. Von diesem legendären Ferrari wurden nur gerade mal 37 produziert. Dementsprechend wird auch die Taxe bei der Auktion bei 9,5 – 12 Mio EUR angesetzt.

Der zweite berühmte Italiener im Bunde ist ein Maserati A6G Gran Sport Frua aus dem Jahre 1956. Experten zufolge gibt es weltweit nur noch drei Exemplare dieses schnittigen Flitzers. Geschätzt wird der Maserati auf ca. 1,2 Mio EUR. Die beiden italienischen Sportwagen sind die besterhaltenen der ganzen Sammlung Baillon.

Ein weiters Highlight, wenngleich mit erheblich mehr Patina, ist ein Talbot Lago T26 Grand Sport coupé mit einer Karosserie von Saoutchik. Die Provenienz dieses Wagens steht dem von Alain Delon keineswegs nach: König Faruk von Agypten. Nur gerade 36 Exemplare dieses Typs wurden gebaut.

Zusammengestellt hat diese einmalige Sammlung in den fünfiger Jahren des letzten Jahrhunderts Roger Baillon, ein ehemaliger Luftwaffenmechaniker, der nach dem grossen Krieg mit eigen produzierten Lkws und einer Speditionsfirma für Gefahrenguttransporte mit flüssigen Stoffen zu Wohlstand kam. Seine speziellen Tankkonstruktionen bescherten Roger Baillon praktisch ein Monopol für die gefährlichen Transporte. Er kaufte das verwunschene Chateau anfangs der fünfziger Jahre, und sammelte die Sportwagen mit dem Ziel, ein eigenes Museum mit den Autos zu gründen, um die aussergewöhnlichen technischen Innovationen der Automobile zu dokumentieren.

Die Samlung war in den siebziger Jahren auf über hundert Wagen angestiegen, aber durch geschäftliche Rückschläge war Roger Baillon nun gezwungen, knapp 50 der Wagen zur Versteigerung freizugeben, was nicht etliche Beobachter anno dazumal als das Ende der Sammlung Baillon prognostizierten.

Doch die restliche Sammlung schlummerte weitere Jahrzehnte dahin, und auch, als vor zehn Jahren der Patron Roger Baillon verstarb, wussten die Nachkommen nicht um den wahren Wert der Wagen. Jahre später kamen Matthieu Lamoure und Pierre Novikoff vom Auktionshaus Artcuriel der Sache auf die Spur, nachdem die Erben den Ferrari 250 GT California SWB Spyder einem englischen Auktionshausmitarbeiter angeboten hatten.

Die Auktion von Artcuriel findet am 6. Februar in Paris anlässlich des Salon Retromobile in Paris statt. Sämtliche Bilder ©Artcurial
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