Gipfeltalk: Reinhold Messner trifft Opel-Chef Michael Lohscheller
Mit beschwerlichen Wegen kennen sie sich beide aus, doch während Reinhold Messner schon alle Höhen erklommen hat, ist Michael Lohscheller noch lange nicht zurück auf dem Gipfel.
SP-X/Bruneck/Südtirol. Die paar Kilometer von der Mittelstation hinauf auf den Kronplatz sind für Michael Lohscheller eine leichte Übung. Denn was die sportliche Herausforderung angeht, hat der Opel-Chef mit über 100 Marathon-Läufen schon anstrengendere Touren hinter sich. Und auch mit Steigungen kennt sich der Manager bestens aus. Schließlich war Opel ganz unten, als er vor vier Jahren den Chefsessel übernommen hat, und seitdem kämpfen sich die Hessen unter Lohschellers Führung langsam, aber stetig nach oben.
Auf dem Weg zum Gipfel-Gespräch
Selbst wenn es im Werk Rüsselsheim gespenstisch ruhig ist in diesen Tagen, der Personalabbau noch lange nicht durch ist und so manches Stück Tafelsilber auf dem Altar der neuen Konzernfamilie Stellantis geopfert wurde, wird Lohscheller deshalb nicht müde, den Blitz in den hellsten Farben zu malen. „Nach fast 20 Jahren andauernder Verluste hat Opel drei Jahre in Folge nachhaltige Gewinne erzielen können und selbst das Corona-Jahr 2020 mit einem Gewinn von mehr als 500 Millionen Euro abgeschlossen“, sagt Lohscheller, während er mit festem Schritt und ruhigem Atem auf das 2.275 Meter hohe Plateau zwischen den Tiroler Alpen und den Dolomiten stiefelt.
„Ein Mann wie Messner ist sehr inspirierend.“
An seiner Seite ist dabei ein Mann, von dem ein Manager viel lernen kann. Denn niemand geringerer als der Extrembergsteiger und Arktis-Durchquerer Reinhold Messner führt den Opel-Chef auf den Gipfel, um dort im sechsten und bislang jüngsten seiner Mountain Museen mit ihm über das Klima zu sprechen. „Ein Mann wie Messner ist sehr inspirierend“, sagt Lohscheller, der den Bergsteiger nicht nur wegen seiner sportlichen Höchstleistungen bewundert. „Von einem, der alle 14 Achttausender der Welt erklommen hat, kann man auch viel über Willensstärke und langen Atem lernen.“ Das sind zwei Tugenden, die der Opel-Chef brauchen wird, wenn er die Marke dauerhaft aus dem Tal der Tränen führen und im Kreis der neuen Großfamilie mit über einem Dutzend Geschwister behaupten will.
„Irgendwann muss immer jemand sagen, wo es langgeht.“
Und Lohscheller nennt noch zwei weitere Parallelen zwischen dem ersten in der Seilschaft und dem Vorstandsvorsitzenden: „Man braucht ein Team, auf das man sich verlassen kann und muss trotzdem bisweilen einsame Entscheidungen fällen. Egal ob auf dem Weg zum Gipfel oder bei der Design-Freigabe für ein neues Modell: Irgendwann muss mal jemand sagen, wo es langgeht. Da kann man nicht ewig diskutieren“, sagt Lohscheller und denkt dabei sicher auch an den neuen Manta, den er gerade als neues Image-Modell für die Mitte der Dekade angekündigt hat. Auch wenn sich alle Welt in den umgebauten Oldtimer verliebt hat, mit dem Opel zurzeit durch die sozialen Medien stürmt, wird der Nachfolger kein Retro-Auto und den ersten Skizzen nach zu urteilen wahrscheinlich nicht einmal ein Coupé: „Ob wir ALLE alten Fans damit mitnehmen können, wie viele neue Fans wir damit erreichen? Das sind die Fragen, die wir in den nächsten Monaten diskutieren. Wir haben noch ausreichend Zeit bis zum sogenannten Design-Freeze.“ Und die Lohscheller am Ende trotzdem so einsam entscheiden muss, wie Messner die richtige Route auf den K2 oder den Nanga Parbat.
Hier oben in den Bergen sieht man die Folgen des Klimawandels als erstes
Aber Messner und Lohscheller verbindet mehr als nur der Drang nach oben und die Führungsrolle bei dieser Aufgabe – schließlich ist der Bergsteiger seit über 30 Jahren Partner, Repräsentant und Werbeträger der Hessen und als bekennender Klimaschützer gerade besonders interessiert an der PS-Branche und dem Trend zur Elektrifizierung. Denn er hat die Folgen des Klimawandels mit eigenen Augen gesehen – und muss dabei gar nicht erst an seine Expeditionen im Himalaya oder der Arktis zurückdenken. Sondern es reicht schon, auf den Balkon seines Museums zu treten und den Blick auf die Dolomiten zu richten: Die Gletscher schmelzen, die Stürme werden heftiger und weil der Permafrost fehlt, erodieren die Gipfel: „Der Klimawandel mag vor allem in den Städten gemacht werden, aber hier oben in den Bergen sieht man die Folgen als erstes“, sagt Messner und predigt den Wandel.
Rheinold Messner recycelt gerade eine stillgelegte Seilbahn-Station
Er selbst will dabei mit gutem Beispiel vorangehen, selbst wenn er auch weiterhin mit dem Flugzeug zu Vorträgen rund um die Welt reist und seine Burg nach wie vor mit Holz heizt. Statt ein neues Museum zu bauen, das er diesmal den Felsen widmen will, recycelt er gerade eine stillgelegte Seilbahn-Station. Und nachdem er als einer der ersten im elektrischen Ampera unterwegs war, hat ihm Opel-Chef Lohscheller zum gemeinsamen Gipfeltreffen einen elektrischen Vivaro mitgebracht, mit dem er künftig die Exponate zwischen seien Museen transportieren kann.
Mit dem Vivaro-e emissionsfrei und mit Rücksicht auf die Tierwelt in den Bergen unterwegs
„Der Opel Vivaro überzeugt mich schon seit Jahren“, sagt Messner und blickt zurück auf hunderte Touren, die sein Team mit dem Transporter auf den ansonsten abgesperrten Bergwegen rund um den Kronplatz absolviert hat, um die vielen Bilder, Bücher und Exponate zu verteilen. „Dass sich diese Wege jetzt mit dem Vivaro-e auch vollkommen emissionsfrei und mit Rücksicht auf die Tierwelt in den Bergen richtig leise zurücklegen lassen, begeistert mich. Da lohnt es sich doppelt, elektro-mobil zu werden“, freut sich der Bergsteiger und lädt für die Jungfernfahrt gleich eine besondere Memorabilie ein: Den Transportschlitten, den ihm Opel für seine Arktis-Durchquerung gebaut hat.
Opel will ab 2028 den Verbrenner hinter sich lassen
Während Messner mit seinen 77 Jahren so ganz langsam seine „Final Expediton“ plant, für die er noch einmal zu einer Vortragsreise um die Welt starten will, hat sich Lohscheller gerade erst auf zwei neue Abenteuer eingelassen, die durchaus messnersche Dimensionen haben: Wenn er die Marke jetzt auch nach China bringen will, ist das für ihn eine Reise in ein unbekanntes Land. Und die Aufgabe, bis 2028 den Verbrenner aus dem europäischen Opel-Portfolio zu verbannen, lässt die Besteigung eines Achttausenders wie einen Spaziergang aussehen. Gut, dass die beiden nach dem Gipfel-Treffen auf dem Kronplatz auch den Weg zurück geteilt haben – vielleicht konnte sich Lohscheller da von Messner noch ein paar Tipps holen.
Link zu Rheinold Messners Mountain Museum.