Mit „Timelines“ hat Fabian Oefner den Schweizer Gletschern ein Denkmal gesetzt. Visuell überwältigend schön, beim zweiten Blick doch auch nachdenklich stimmend.
Mit der Fotoserie „Timelines“ hat Fabian Oefner und sein Team in Zusammenarbeit mit dem Glaziologie-Institut der ETH auf spektakuläre Weise Kunst und Wissenschaft zusammengebracht. Ausgehend von den aufgezeichneten Gletscherausdehnungsdaten der vergangenen 140 Jahre hat Fabian Oefner unter der Verwendung von Google Earth 3D-Daten entsprechende Drohnenflugbahnen berechnet, und seine Drohnenspezialisten programmierten dann eine mit LED ausgestattete Drohne, und flogen in der Nacht die einprogrammierten Linien ab.
Mittels Langzeitbelichtung wurden nun die wissenschaftlichen Daten direkt ins Gelände „gemalt“. So flogen die Drohnen für jede in früheren Jahren aufgezeichnete Ausdehnung der Gletscher eine weitere Runde.
Die einprogrammierten Flugbahnen mit der Drohne wurden nachts aufgenommen, und das LED-Licht der Drohen wurde auf den Sensor der Kamera gebannt.
Das Ergebnis sind Bilder, die nicht nur die Schönheit dieser Landschaften zeigen, sondern auch die signifikante Veränderung der Gletscher in den letzten 100 Jahren visualisieren.
Als die Gletscher noch ins Tal wuchsen
Es gab eine Zeit, in der die Gletscher in der Schweiz Jahr für Jahr wuchsen und ins Tal drängten. Die Eisgiganten kamen den Dörfern bedrohlich nahe. Im Jahre 1678 gelangten die Einwohner von Fiesch bis zum Pabst Innozenz XI. mit der Bitte, ein Gelübde ablegen zu dürfen, um Prozessionen abzuhalten die dem Gletscherwachstum Einhalt gebieten sollen. Mehr als dreihundert Jahre später erhielten die Fiescher wieder eine Audienz beim Pabst, diesmal waren Ihre Anliegen in dieser Sache jedoch umgekehrt. Seit 2009 findet die Prozession im Ernewald nun mit der Bitte statt, der Gletscher möge doch wieder wachsen.
Ein tiefes Gefühl des Staunens und der Wertschätzung
„Ich wurde in der Schweiz geboren,“ sagt Fabian Oefner, „einem Land, das für seine unberührten Flüsse und grünen Täler berühmt ist. Über dem ganzen thronen majestätisch die schneebedeckten Alpen. Als ich aufwuchs, verbrachte ich viel Zeit damit, diese herrlichen Landschaften zu erkunden, und ein tiefes Gefühl des Staunens und der Wertschätzung für diese Natur zu entwickeln.
Ich erinnere mich, dass ich als Kind die größte Eismasse der Alpen, den Aletschgletscher, gesehen habe. Es war atemberaubend, über diesen unendlichen Strom gefrorenen Wassers zu blicken! Scheinbar unverändert für Tausende von Jahren, ein endloses Meer aus Türmen von Gletschereis und Spalten. Ich habe mir damals nie vorstellen können, dass sich diese eisigen Landschaften in wenigen Jahren dramatisch verändern würden.
Jetzt, zwei Jahrzehnte und viele Wanderungen später, bin ich fassungslos, wie schnell diese massiven Strukturen schrumpfen. Es ist erstaunlich, mit meinen eigenen Augen zu sehen, wie massiv sich diese Gletscher zurückgezogen haben. In einigen Fällen hunderte von Metern, zwischen nur zwei Besuchen. Es hat mich tief bewegt und dazu motiviert, eine Reihe von Fotografien zu erstellen, die dieses Phänomen visualisieren.“
Kunst ist eine universelle Sprache, die komplexe Ideen greifbar macht
„Ich glaube, durch Kunst haben wir die Fähigkeit, die Welt in einer Weise zu sehen, wie es keine andere Wissenschaft oder Prüfung kann.“ sagt Fabian Oefner abschliessend, „Kunst ist eine universelle Sprache, die komplexe Ideen greifbar macht und unsere Herzen berührt wie nichts anderes. Hoffentlich werden diese Bilder als Botschafter der Schönheit der Gletscher dienen und uns daran erinnern, wie schnell wir sie verlieren können.“
So entstanden die beeindruckenden Fotos. Video Fabian Oefner
Mit Timelines verbindet Fabian Oefner die wissenschaftlichen Daten hinter dem Gletscherrückzug und kombiniert sie mit moderner Landschaftsfotografie. Diese Bilder zeigen nicht nur die Schönheit und Majestät der Gletscher, sondern machen auch jahrzehntelange wissenschaftliche Daten in einem einzigen Bild sichtbar.
Link zu Fabian Oefner.
Weiterführende Links:
- Die Arbeiten entstanden in Zusammenarbeit mit Google Arts & Culture als Teil des Projekts: Heartbeat of the Earth
- Link zu GLAMOS Schweizer Gletschernetzwerk.
- Hans Haid, „Über Gletscherbannungen, Bittgänge, scharfe Gelübde, und Kinderprozessionen zum Ferner usw.“
- Atemberaubende Auto-Bilder von Fabian Oefner