Test: Cargo-Pedelec Fiido T2 – Das Schwergewicht steckt was weg

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Mit dem T2 hatte der chinesische Herrsteller Fiido in Deutschland anfangs für Verwirrung gesorgt: Die erste Generation war zu stark und zu schnell. Ob diese Probleme im zweiten Anlauf behoben wurden, haben wir einen Sommer lang untersucht.

SP-X/Köln. Elektrisch unterstützte Cargobikes polarisieren. Die einen finden sie unglaublich praktisch für Einkauf und Kinderbeförderung. Die anderen nerven sich über die dicken Dinger auf Gehsteigen und Fahrradwegen. Was ist wirklich dran am Lasten-Pedelec? Das haben wir mit einem eher zurückhaltend dimensionierten Vertreter dieser Gattung ausprobiert. Das Fiido T2 bietet zwar dank seines sehr langen Gepäckträgers (58 x 17 Zentimeter) aus Alu und Holz Platz für zwei Kindersitze und dank seines Front-Gepäckträgers reichlich Stauraum. Aber es geht nicht so massiv in die Breite wie Bikes mit fest installierten (Kinder-)Transportboxen.

Praktisch: Ob großer Karton oder Einkauf vom Markt: Das T2 packt locker eine Menge Transportgut. Foto: SP-X/Rudolf Huber
Praktisch: Ob großer Karton oder Einkauf vom Markt: Das T2 packt locker eine Menge Transportgut. Foto: SP-X/Rudolf Huber

Lang ist das T2 trotzdem, und zwar exakt 1,86 Meter. Die Lenkerhöhe von 1,19 Metern ist moderat. Der Sattel ist großzügig verstellbar. Laut Fiido soll das Bike für Menschen von 1,55 bis 2 Meter passen. Das mag nach unten zutreffen, sehr große Reiterinnen und Reiter dürften auf dem Tiefeinsteiger nicht unbedingt glücklich werden – oder sie müssen sich eine längere Sattelstange besorgen.

Stabil: Auf dem mit 80 Kilo belastbaren Gepäckträger finden auch zwei Kindersitze Platz. Foto: SP-X/Rudolf Huber
Stabil: Auf dem mit 80 Kilo belastbaren Gepäckträger finden auch zwei Kindersitze Platz. Foto: SP-X/Rudolf Huber
Gehaltvoll: Die nach oben herausnehmbare Batterie hat eine Kapazität von 998 Wattstunden. Foto: SP-X/Rudolf Huber
Gehaltvoll: Die nach oben herausnehmbare Batterie hat eine Kapazität von 998 Wattstunden. Foto: SP-X/Rudolf Huber

Das rangier- und aufsteigefreundliche Niedrig-Format des T2 hängt natürlich mit den Reifen zusammen. Fiido hat die im Segment der kompakten Fatbikes beliebte Größe von 20 x 4 Zoll gewählt, das sieht gerade in Kombination mit den aus einem Stück gegossenen Rädern ziemlich kräftig aus. Klarer Vorteil: Probleme mit gebrochenen Speichen, wie sie bei stark belasteten Cargobikes nicht gerade selten sind, sind hier kein Thema. Dass das Lastenbike wegen der dicken Reifen und des langen Radstands kein Kurvenstar ist, ist klar: In Kehren muss man das T2 ein bisschen reinzwingen, daran gewöhnt man sich aber schnell. Der Geradeauslauf ist einwandfrei. Und auch bei Nässe hatten wir dank der passend profilierten CST-Pneus keine Probleme. Die 4-Kolben-Hydraulikbremsen wirkten anfangs etwas schwach auf der Brust, das schliff sich aber nach den ersten Kilometern ein.

Guter Trick: Zum Herausnehmen des Akkus lässt sich der Sattel mit einem Griff hochklappen. Foto: SP-X/Rudolf Huber
Guter Trick: Zum Herausnehmen des Akkus lässt sich der Sattel mit einem Griff hochklappen. Foto: SP-X/Rudolf Huber

Apropos Belastung: In der Paradedisziplin dieser Fahrradgattung kann das T2 gut mithalten. Fiido gibt die Nutzlast mit satten 200 Kilo an, allein der hintere Gepäckträger darf bis zu 80 Kilo tragen. Und weil wir schon beim Gewicht sind: Das Pedelec bringt leer schon 39,5 Kilo auf die Waage. Das ist ordentlich und macht sich im Alltagsleben bei jeder Bewältigung von Treppenaufgängen oder sonstigen Hindernisses bemerkbar. Als sehr solide und standfest empfanden wir den mittig platzierten Doppelbein-Ständer.

Erhellend: Der Scheinwerfer ist am Frontträger befestigt und dreht sich in Kurven nicht mit. Foto: SP-X/Rudolf Huber
Erhellend: Der Scheinwerfer ist am Frontträger befestigt und dreht sich in Kurven nicht mit. Foto: SP-X/Rudolf Huber

Einen ordentlichen Anteil am hohen Gewicht hat der am Sitzrohr „stehend“ montierte Akku, der allerdings auch reichlich Strom bereitstellt. Der Hersteller gibt die Kapazität mit 998 Wattstunden (Wh) an. In Kombination mit dem Hinterrad-Nabenmotor soll das für Reichweiten von knapp 140 Kilometern im Eco- und von gut 100 Kilometern im Turbomodus reichen. Das mag unter Idealbedingungen zutreffen. Bei unseren (Einkaufs-)Touren mit dem T2 kristallisierte sich im Mix eine Reichweite von um die 70 Kilometer heraus. Das liegt auch daran, dass man speziell mit Beladung gerne auf die erwähnte kräftigste Unterstützungsstufe zurückgreift. In der liefert der Antrieb das maximale Drehmoment von 55 Newtonmeter (Nm) – und das braucht es dann auch, um Steigungen zu überwinden. Das Aggregat steht gut im Futter, es schiebt sehr nachdrücklich von hinten und macht auch bergauf richtig Laune. Was auffiel: Der Motor könnte gerne ein bisschen leiser arbeiten. Und auch das Ab- und Zuschalten im Bereich um die gesetzeskonformen 25 km/h könnte ein wenig Feinschliff vertragen. Insgesamt kommt man aber problemlos zurecht. Und auch wenn wir kein echter Freund der siebengängigen Shimano Tourney-Schaltung mit Daumen-Shifter sind: Zu einem Cargobike wie dem T2 passt die Einstiegs-Kettenschaltung tatsächlich ganz gut. Das Daumengas gleich daneben ist jetzt tatsächlich EU-konform. Es dient als Anfahrhilfe bis sechs km/h. In Generation eins konnte man damit im Speed-Modus noch ohne Treten 40 Sachen und mehr fahren – was in Deutschland schlicht verboten ist.

Simpel: Die Tasten am kleinen Farb-Display erklären sich auf einen Blick von selbst. Foto: SP-X/Rudolf Huber
Simpel: Die Tasten am kleinen Farb-Display erklären sich auf einen Blick von selbst. Foto: SP-X/Rudolf Huber

Die Bedienung des T2 gibt keine Rätsel auf, das 2,4-Zoll-Farbdisplay ist gut ablesbar, die wenigen Tasten erklären sich von selbst. Die Beleuchtung hängt komplett am großen Akku, sogar ein Bremslicht hat Fiido dem T2 spendiert. Und einen praktischen Sattel: Der kann zum Rausnehmen und Reinklinken des Akkus mit einem Griff hochgeklappt werden. Der Batterieschlüssel funktioniert übrigens ungewöhnlicherweise auch als eine Art Zündschloss: Nur wenn er auf „On“ gestellt ist, kann das T2 eingeschaltet werden.

Zupackend: Die 4-Kolben-Hydraulikbremsen sorgen für einen kräftige Verzögerung. Foto: SP-X/Rudolf Huber
Zupackend: Die 4-Kolben-Hydraulikbremsen sorgen für einen kräftige Verzögerung. Foto: SP-X/Rudolf Huber

Fazit: Das Fiido T2 ist ein flexibler, praktischer und nicht zu massiv ausgefallener Alltagsbegleiter. Dem Antrieb würde etwas Feinschliff guttun. Das Gewicht ist ebenso üppig wie die Zuladung. Und der Akku ist tatsächlich ausreichend dimensioniert. Der Preis wiederum ist scharf kalkuliert: Inklusive Frontgepäckträger ist man aktuell mit 1.499 Euro dabei – für ein Cargo-Pedelec dieses Formats ist das ziemlich günstig.

Häufig gestellte Fragen zum Fiido T2 Cargo-Pedelec

Was kostet das Fiido T2 Cargo-Pedelec?
Das Fiido T2 ist inklusive Frontgepäckträger aktuell für 1.499 Euro erhältlich.
Wie hoch ist die maximale Zuladung des Fiido T2?
Die Nutzlast des Fiido T2 wird mit satten 200 Kilo angegeben, wobei der hintere Gepäckträger bis zu 80 Kilo tragen darf.
Welche Akkukapazität und Reichweite bietet das Fiido T2?
Das Pedelec hat einen 998 Wattstunden (Wh) Akku, mit dem im realistischen Nutzungsmix eine Reichweite von um die 70 Kilometer erreicht wird.
Hat das Fiido T2 ein Daumengas?
Ja, das Daumengas des Fiido T2 ist jetzt EU-konform und dient als Anfahrhilfe bis sechs km/h.
Wie ist die Reifengröße des Fiido T2?
Das Fiido T2 ist mit der im Segment der kompakten Fatbikes beliebten Größe von 20 x 4 Zoll Reifen ausgestattet.