Fünf neue Elektro-Motorräder
Lesezeit 4 Min. Elektro-Motorräder haben in Europa bisher keinen echten Durchbruch geschafft, und auch viele Hersteller tun sich schwer. Doch die E-Bike-Szene ist lebendiger, als es auf den ersten Blick scheint.
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SP-X/Köln. Während der E-Antrieb im Pkw-Bereich weiter auf dem Vormarsch ist, tut sich das Elektro-Motorrad bislang schwer. Zuletzt gab es sogar Rückschläge auf Herstellerseite: BMW und Triumph haben ihre Elektro-Motorrad-Pläne auf Eis gelegt. Und mit Energica schlitterte ein weiterer Pionier der Szene in die Insolvenz. Dennoch scheint die Luft bei den stromgetriebenen Zweirädern in den höheren Leistungsregionen noch lange nicht raus zu sein, wie einige jüngst enthüllte Neuheiten andeuten. Nicht nur unbekannte Start-ups, sondern auch große Player haben spannende Einspurstromer in der Pipeline.
Honda EV Fun
Zu den bekannten Marken mit neuer Elektro-Agenda gehört Honda. Im November stellten die Japaner das seriennahe Konzeptfahrzeug EV Fun vor. Trotz leicht futuristischer Elemente wirkt es recht konventionell, sieht man einmal vom elektrischen Antriebsprinzip ab. Der Motor sitzt zwischen dem großen Batterieblock und dem einarmig geführten Hinterrad, auf das die Kraft über einen Riemen übertragen wird. Außer einer Reichweite von 100 Kilometern hat Honda noch keine technischen Daten genannt. Das Einsatzspektrum beschränkt sich daher eher auf das urbane und suburbane Spektrum. Allerdings setzen die Japaner auf einen CCS-Ladeanschluss, der den Weg in die Welt der Schnelllader ebnet. Die Kombination aus CCS und einer nicht überdimensionierten Batterie soll laut Honda eine gute Balance zwischen Fahrzeuggewicht und Alltagstauglichkeit ermöglichen. Im Laufe des Jahres will Honda ein dem EV Fun Concept ähnliches Serienmodell auf den Markt bringen. Es wird der Auftakt einer breit angelegten Elektrooffensive sein, die bis 2030 insgesamt 30 neue E-Modelle vorsieht.
Royal Enfield Flying Flea C6
Ebenfalls im November präsentierte der indische Hersteller Royal Enfield die Flying Flea C6, die gleichzeitig den Start der Submarke Flying Flea markiert. Die C6 bietet einen ebenso eigenwilligen wie interessanten Stilmix aus progressiven und nostalgischen Elementen. Der Batterieblock ist als optisch organisches Element in das an Schwüngen reiche und eigenständige Design integriert. Die C6 soll ab 2026 im Leistungssegment der 125er-Klasse antreten und im Stadtverkehr eine Reichweite von bis zu 150 Kilometern bieten. Trotz einiger extravaganter Lösungen wie der schicken Trapezgabel soll die C6 bei rund 7.000 Euro starten.
Ultraviolette F77 Mach 2 Recon
Auch aus Indien kommt der junge Zweiradhersteller Ultraviolette, der für sein Modell F77 Mach 2 die UNECE-Zulassung erhalten hat. Damit steht der Markteinführung in Europa nichts mehr im Wege. Im März soll es so weit sein. Auch ein Preis von 9.990 Euro wurde bereits genannt. Die F77 bietet eine interessante Mischung aus Streetfighter- und Supersportler-Stilelementen. Der Elektromotor bringt es auf 20 kW/27 PS Dauerleistung und 30 KW/40 PS Spitzenleistung. Damit sollen bis zu 155 km/h möglich sein. Dank der über 10 kWh großen Batterie verspricht Ultraviolette 231 Kilometer Reichweite im Stadtverkehr sowie 143 Kilometer auf der Autobahn.
Silence S05 Weekender
Silence hat sich als Hersteller von Elektrorollern einen Namen gemacht. Mit dem S05 Weekender haben die Spanier nun ein E-Motorrad vorgestellt, das auch als Leichtkraftrad an den Start gehen soll. Wie bei den anderen Fahrzeugen von Silence gibt es einen herausnehmbaren 5,6 kWh-Akku, der auch als Powerstation genutzt werden kann. Silence verspricht eine Reichweite von deutlich über 100 Kilometern. Für den Vortrieb sorgt ein im Hinterrad integrierter Nabenmotor, der auf bis zu 120 km/h beschleunigt. Wann genau das S05 auf den Markt kommt, verrät Silence noch nicht. Dafür aber einen Preis von 3.500 Euro, in dem der Akku noch nicht enthalten ist.
Kymco RevoNEX
Schon mehrfach hat Kymco ein Elektromotorrad namens RevoNex vorgestellt. Nun soll das Projekt nach einigen Umwegen auf die Zielgerade zur Serienreife eingebogen sein. Geholfen hat dabei die Harley-Tochter Livewire, mit der Kymco eng zusammenarbeitet: Die Technik der RevoNex stammt vom Livewire-Modell S2 Del Mar. Allerdings hat Kymco dem S2-Pendant ein besonders progressives Design verpasst, das futuristische mit klassisch italienischen Elementen verbindet. Über die technischen Daten des RevoNex schweigt sich Kymco noch aus. Sie dürfte aber wie das Schwestermodell Livewire eine Dauerleistung von 30 kW/40 PS, eine Spitzenleistung von 63 kW/84 PS sowie eine Reichweite von über 160 Kilometern haben. Auch der Preis des S2 von 18.500 Euro dürfte eine ungefähre Vorstellung davon geben, wie viel Kymco für den RevoNex verlangen wird.
Dieser Beitrag stammt von Mario Hommen, Redakteur für das Redaktionsbüro SPS Spotpress Services GmbH.