Fahrbericht: Toyota BZ4X
Während die ersten batterieelektrischen Serienfahrzeuge aus dem Personenwagen-Portfolio der japanischen Marke bereits bei den Händlern stehen, zeigt die Allradversion des Toyota BZ4X im Fahrtest, dass sie auch im Schnee gut zurechtkommt.
SP-X/Zillertal. Nun hat Toyota also endlich auch ein batterieelektrisches Fahrzeug. Dass der etwas schwierig auszusprechende BZ4X ausgerechnet ein SUV ist, verwundert nicht angesichts der hohen Nachfrage für dieses Segment – etwas höher einsteigen zu können, liegt also weiterhin im Trend. Preislich steigt der Japaner mit einem Basispreis von 47.490 Euro (ohne Förderung) ein – dafür gibt es die 150 kW/204 PS starke Version mit Vorderradantrieb. Wer auf den ebenfalls lieferbaren Allradantrieb besteht, muss laut Preisliste knapp 10.000 Euro mehr investieren. Mit 160 kW/218 PS liegt die Leistung der zweimotorigen Ausgabe jedoch nur unwesentlich höher. Neben der zweiten angetriebenen Achse gibt es noch ein paar Goodies dazu: Enthalten sind Ausstattungsdetails wie elektrisch verstellbarer Fahrersitz, elektrisch betätigte Heckklappe, 360-Grad-Kamera, Lenkradheizung, Navigationssystem und Parkpiepser.

Leichtfüßig durch die Kehre
Zweifellos annehmliche Dinge, aber auf rutschigem Terrain nicht so entscheidend wie der zusätzliche Antrieb der hinteren Räder. Aber zunächst einmal geht es vom Münchener Norden über trockene, asphaltierte Strecken in Richtung Tirol. Auf einem Straßenmix aus Autobahn und geschwungener Landstraße kann der BZ4X vor allem zeigen, was sein Fahrwerk kann. Nämlich ungehobelten Straßenbelag in wirkungsvoller Art glattdämpfen, ohne jedoch Fahrdynamik zu verschmähen. Ein Kurvenräuber ist die automobile Allzweckwaffe natürlich nicht, aber sie bereitet einen Hauch von Fahrspaß. Der Toyota zirkelt leichtfüßig durch die Kehre, wirkt keineswegs synthetisch, vermittelt stattdessen sogar einen recht präzisen Eindruck. Er wirkt verbindlich und erhält dadurch eine geschmeidige Note. Auch wenn elektrische Antriebe lautlos agieren, gibt es durchaus Unterschiede in der Anbindung – das Thema NVH (Geräusche und Vibrationen) ist auch beim batterieelektrischen Fahrzeug durchaus relevant.

Testfahrt auf anderthalbtausend Höhenmeter hinauf
Und das Thema Fahrspaß nimmt noch ganz andere Dimensionen an, als es langsam gen Ziel geht. Denn der Japaner muss sich im Zuge der Testfahrt auf anderthalbtausend Höhenmeter hinaufschrauben, was zunächst kein Problem ist. Die beiden E-Maschinen mit einem Gesamtdrehmoment von 336 Newtonmetern schieben den 2,1-Tonner beflissen jegliche Steigungen hinauf. Allerdings wird der Unterboden immer traktionsärmer, und am Ende muss der lautlose Kandidat über eine geschlossene Schneedecke walzen.

„X-Mode“
Jetzt kommt der so genannte „X-Mode“ ins Spiel, der Traktionsmangel in zwei Stufen ausgleichen soll. Wobei in diesem Fall (Modus Tiefschnee) die reguläre Traktionskontrolle erst einmal ausgeschaltet wird, denn sonst würde der Rechner ja jegliches Antriebsmoment wegnehmen, weil die Räder ja sonst sofort durchdrehen bei Glätte. Doch im kalten Weiß müssen die Räder drehen, also gibt es weiterhin Moment auf die Pneus, um durch die Schneedecke pflügen zu können.

Auch Drifts sind möglich
Das macht im BZ4X sogar Laune und kann bei passenden Parametern wie Lenkwinkel und Tempo direkt zum Drift führen. Und damit das Familien-SUV nicht hemmungslos rutschige Gefällstrecken hinunterbrettert, lässt sich per Schalterwippe einstellen, wie stark eingebremst wird. Schneller als zehn km/h erlaubt das System in diesem Kontext nicht. Der Wintersport ist mit dem BZ4X also gerettet. Platz für Mensch und Gepäck hält der BZ4X außerdem bereit, nicht zuletzt dank des Radstands von 2,85 Metern. Es gibt viele Ablagen und einen mit variablem Boden ausgerüsteten Kofferraum.

Innerhalb einer halben Stunde von null auf 80 Prozent Ladestand
Bleibt die Frage, wie man es aus nördlicher gelegenen Teilen der Bundesrepublik überhaupt bis zu den Alpen schafft. Dafür montieren die Japaner einen rund 71 kWh großen Akku, der laut Werk binnen einer halben Stunde von null auf 80 Prozent Ladestand kommt. Im Peak wird der elektrische Strom dabei mit 150 Kilowatt in den Speicher gepumpt – eine solide Performance in dieser Klasse. Lädt man an einer Wallbox (11 Kilowatt), braucht es sechseinhalb Stunden für eine Akkufüllung. Toyota verspricht im gemischten Fahrbetrieb eine Reichweite von rund 400 Kilometern – einen Beitrag dazu leistet sicherlich auch die serienmäßige Wärmepumpe.

Umfangreiches Infotainmentsystem
Doch das Laden unterwegs hat auch seine guten Seiten: Man soll sich ab und zu schließlich eine Pause können. Und wer keine Lust hat, sich währenddessen die Beine zu vertreten, kann ja mit dem umfangreichen Infotainment hantieren. Der bis zu 12,3 Zoll große Touchscreen lädt zum fröhlichen Bedienen ein, denn die Oberfläche reagiert wirklich feinfühlig. Neu ist, dass Toyota inzwischen auch erlaubt, die Oberfläche des eigenen Smartphones per Apple CarPlay oder Android Auto auf den Fahrzeugmonitor zu spiegeln. Und ebenfalls neu ist die Position des Lenkrads, die ein bisschen an die Innenräume der Autos aus dem Hause Peugeot erinnern. Je nach Einstellung verdeckt es nämlich das selbstverständlich aus reinem Display bestehende Kombiinstrument. Muss man sich eben daran gewöhnen. Genauso wie an den Umstand, dass Toyota jetzt Elektroautos baut. Und dann noch welche mit einer solch kryptischen Bezeichnung.
Patrick Broich/SP-X
Toyota BZ4X – Technische Daten:
Mittelklasse-SUV, Länge: 4,69 Meter, Breite: 1,86 Meter, Höhe: 1,60 Meter, Radstand: 2,85 Meter, Kofferraumvolumen: 452 Liter
Einer respektive zwei Drehstromsynchronmotoren, Leistung: 150 kW/204 PS (160 kW/218 PS), max. Drehmoment 265 (336) Nm, einstufiges Reduktionsgetriebe, Vorderradantrieb (Allradantrieb), Vmax: 175 km/h, 0-100 km/h: 7,5 (6,9) s, Durchschnittsverbrauch: 14,4 bis 16,7 (16,2 bis 18,0) kWh/100 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse: A+++, Preise: ab: 47.490 Euro (ohne Förderung)