Eine Kurzgeschichte des Autoradios
Vom klobigen Röhrenempfänger zur multimedialen Informationszentrale: Das Autoradio hat in den vergangenen 100 Jahren eine imposante Entwicklung durchgemacht.
SP-X/Köln. Das Autoradio ist mittlerweile ein ganzes Jahrhundert alt. Und hat sich in dieser Zeit stark gewandelt. Fünf wichtige Entwicklungsschritte.
Bastellösungen – Die klobigen Anfänge:
Seinen Ursprung hat das Autoradio in den frühen 1920 in den USA. Was zunächst Einzelstücke von Bastlern waren, gelangte bald zu breiter Beliebtheit unter der wachsenden Autofahrer-Fraktion – trotz fragiler Röhrentechnik, klobiger Gehäuse und der quer über die Windschutzscheiben gespannten Antennendrähte. In Europa kamen die Autoradios erst ein knappes Jahrzehnt später an. Das erste Seriengerät war das „Blau Punkt Autosuper 5“ von Bosch, das 1932 auf der Funkausstellung in Berlin präsentiert wurde.
Kompakte Bauweise – Rein ins Armaturenbrett:
War das erste deutsche Autoradio noch 12 Kilo schwer und musste umständlich im Beifahrer-Fußraum installiert werden, wurden die Geräte nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich kompakter, so dass sie komplett ins Armaturenbrett passten. Zu den ersten Exemplaren zählte das Becker AS 49, das ab 1950 als Sonderausstattung für den Mercedes 170 S lieferbar war. Ein weiterer wichtiger Schritt zur Vereinfachung war die Autoradio-DIN-Norm von 1984 (DIN-ISO 7736), die Anschlüsse und Gerätegröße vereinheitlichte, so dass jedes Radio in jedes Fahrzeug passte.
Transistoren – Weg mit den Röhren:
Die lange Zeit unverzichtbaren Elektronenröhren waren für den Einsatz im Auto tendenziell zu empfindlich, so dass sie schon seit den 1950er-Jahren schrittweise durch die robusteren und kleineren Transistoren ersetzt wurden. Das erste reine Transistorradio für das Auto brachte Philips 1961 auf den Markt, 1963 folgte das noch heute bekannte Becker Monte Carlo. Parallel wurden auch außerhalb des Autos Kofferradios populär. Einige Hersteller verbanden beide Ideen und entwickelten an einem Henkel mitnehmbare Autoradios, die auch außerhalb des Fahrzeugs betrieben werden konnten.
UKW – Raumklang ohne Rauschen:
Empfingen die ersten Radios noch Signale im AM-Band, kam in den 1960er-Jahren die Ultrakurzwelle auf, die qualitativ hochwertige Tonqualität („High Fidelity“) mit weniger Rauschen sowie zweikanalige Stereo-Übertragung erlaubte. Ins Auto zog die Technik 1969 mit dem „Frankfurt Stereo“ von Bosch ein, die Konkurrenz folgte kurze Zeit später. Mittlerweile hat der digitale Rundfunk seinen terrestrischen Vorläufer abgelöst. Neben der noch einmal besseren Sound-Qualität bietet der DAB-Standard eine bessere Empfangbarkeit und ein breiteres Sender-Angebot. Seit Dezember 2020 sind Neuwagen mit UKW-Radio in Deutschland nicht mehr zulassungsfähig; ist ein Radio an Bord, muss es sich zwingend um ein DAB+-Modell handeln.
Kassette und Co. – Radio allein reicht nicht:
Radio-Hören allein reichte den Autofahrern bald nicht mehr. Bereits Ende der 50er-Jahre kamen Plattenspieler zur Montage unter dem Armaturenbrett auf den Markt, die sich aufgrund ihrer leichten mechanischen Irritierbarkeit aber nie etablieren konnten. In den 1960er-Jahren setzte sich dann die Ton-Kassette durch, die auch auf holpriger Straße nicht ins Stottern kam. Noch einmal 20 Jahre später begann die CD ihren Siegeszug, der aber mittlerweile ebenfalls ins Stocken geraten ist. In Neuwagen ist ein CD-Spieler bereits kaum mehr zu bekommen, stattdessen wird Musik aus dem Internet oder vom Handy gestreamt. Generell ist das einstige Radio-Gerät mittlerweile zur Infotainment-Zentrale geworden, die neben Unterhaltung auch Routenplanung, Verkehrsinformationen und Wetterdaten liefert.