Eine kurze Geschichte der Art Cars
Das Auto als Kunstwerk, diese Idee genießt gerade in Zeiten der Verkehrswende nicht nur bei Petrolheads zunehmende Popularität. Auch Kunstsammler entdecken die Faszination und den Wert von Fahrzeugen, die Meister wie Warhol, Picasso, Dalí oder Calder bemalt und gestaltet haben. Sogar Art-NFTs liegen längst im Trend.
SP-X/Köln. Und immer wieder sind es Speed-Ikonen, die Sehnsüchte projizieren und als Sammler-Objekte in die Tempel der schönen Künste oder die Wohnzimmer wohlhabender Sportwagen-Enthusiasten einziehen. Tempogeladene Luxuslabels wie Lamborghini und Bugatti oder der experimentelle Prototypenspezialist Rinspeed gießen die schnellen Formen ihrer Vmax-Modelle neuerdings sogar in streng limitierte virtuelle NFT-Kunstwerke, Non-Fungible-Tokens, die von avantgardistischen Künstlern kreiert und bei Auktionen von Sammlern zu Höchstpreisen ersteigert werden.
Kunst kreiert Aufmerksamkeit
Andere Marken wie BMW lassen Künstler mit Weltruf von Robert Rauschenberg bis Cao Fei eine ganze Galerie aus Art-Car-Rennwagen gestalten; die schwedische Marke Polestar wiederum versuchte unlängst Kunstwerke als Bezahlmittel zu etablieren, in dem sie das Sportcoupé Polestar 1 im Tausch gegen Kunstobjekte anbot. Kunst kreiert Aufmerksamkeit, fördert Diskussionen und weckt Begehren, das haben auch automobile Zulieferer entdeckt. Alcantara etwa, italienischer Hersteller feiner Interieurmaterialien, kleidet deshalb nicht nur Hypercars wie den Czinger 21C aus, sondern organisiert gleich interaktive Kunstausstellungen wie The Portal Galleries in London. Kunst kann scharfe Kritik am Auto üben, das zeigte Zulieferer Karmann schon 2001 in der Ausstellung „Die Kunst des Autos“. Vor allem aber fasziniert das Auto sogar in Zeiten der Verkehrswende als schnelles Art Car, wie der Hype um künstlerisch gestaltete Boliden verdeutlicht.
Der Futurismus brachte die Geschwindigkeit von Automobilen erstmals auf die Leinwand
Tatsächlich ist es die Faszination der Geschwindigkeit, die Sportwagenfans und Künstler seit jeher auf gleiche Art berauscht und inspiriert, aber auf höchst unterschiedliche Weise herausfordert. Schon in der Pionierzeit des Automobils, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, avancierten die Piloten furioser Renn- und Rekordwagen, etwa beim Gordon-Bennett Cup oder der Targa Florio, zu siegreichen oder aber tragischen Helden, die von den Massenmedien gefeiert wurden. Dagegen beschäftigten sich die Künstler mit der Herausforderung, die fließend-rasante Bewegung der Automobile über Bilder und Skulpturen einzufangen. Futurismus nannte sich die Kunstströmung, die vor 110 Jahren die Geschwindigkeit von Automobilen und Licht auf die Leinwand brachte, und der Italiener Giacomo Balla war einer ihrer wichtigsten Vertreter.
Auch Salvador Dalí integrierte Automobile in seine Kunst
Aber auch Bildhauer wie Umberto Boccioni setzten sich in ihren Arbeiten mit Racern auseinander. In den folgenden Jahrzehnten symbolisierte das Automobil technologischen und gesellschaftlichen Fortschritt, veränderte andererseits das Bild der Städte und verstörte durch hohe Unfallzahlen. So fanden sich kritische Auseinandersetzungen mit der Massenmotorisierung schon bei Dadaisten und Karikaturisten, während wiederum etwa Bauhauskünstler wie Walter Gropius gerne Karosseriekonzepte für schnelle Achtzylinder wie den Adler Standard 8 entwerfen. Und Salvador Dalí integrierte Automobile von Beginn an in seine surrealistischen Kunstwerke.
Pablo Picasso würdigte die DS Limousine
Die Golden Fifties und Swinging Sixties spiegelten ebenfalls diese ambivalente Beziehung zwischen Kunst und Fahrzeug. Amerikanische Jugendliche feierten Pop-Art-Bemalungen wie Chrom und Flammen an ihren PS starken Hot-Rods und Muscle Cars. Dagegen verglich der französische Philosoph Roland Barthes zukunftsweisende Automobile wie den vom Bildhauer Flaminio Bertoni gestalteten Citroen DS 19 mit der vollendeten Architektur großer gotischer Kathedralen. Sogar Pablo Picasso würdigte die DS Limousine: Der spanische Jahrhundertkünstler veredelte das Fahrzeug eines Journalisten, der Picasso eigentlich besucht hatte, um ein Interview zu führen, mit dem Bild von Familien, Blumen und Baum.
Roy Lichtenstein „In The Car“, 1963
Prompt erwarb ein Pariser Galerist den Citroen zum sechsfachen Neupreis – ein früher Rekorderlös für ein Art Car. Später benannte Citroen sogar Modellreihen nach Picasso. Das erste automobile Kunstwerk, das einen zweistelligen Millionenerlös erzielte, stammt von Roy Lichtenstein: Sein 1963 vollendetes Bild „In The Car“ visualisiertes das Thema Tempo durch horizontale Linien und wurde später von Christies für 16,2 Millionen Dollar versteigert.
Janis Joplins Porsche 356 SC
Ganz anders dagegen die psychedelisch-bemalten Autos der Pop- und Rock-Legenden aus den 1960ern. Die Lackierung von John Lennons Rolls-Royce Phantom V spiegelt die Farben des 1967 veröffentlichten Album-Covers „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ und Janis Joplins Porsche 356 SC sollte 1968 die Entstehung des Universums in blumen-bunten Farben erzählen. Da wirkte „Blue Lena“, der Bentley des Rolling-Stones-Gitarristen Keith Richards, fast profan, hätte er nicht kunstvoll ausgearbeitete Details wie Geheimfächer für berauschende Substanzen. Natürlich stand die Community der Flower-Power-Bewegung nicht nach: Die psychedelisch dekorierten VW Bullis umrahmten Woodstock und andere Festivals.
Die Magie furioser Geschwindigkeit
Smog, Staus, Ölkrisen und verstörend hohe Zahlen an Verkehrstoten führten zeitgleich zu einer Flut an Ausstellungen, in denen sich Künstler kritisch mit dem Auto auseinandersetzen und etwa einen Volvo als Betonsarg ins Zentrum eines schwedischen Skulpturenparks setzen. Und trotzdem: Die Magie furioser Geschwindigkeit initiierte einen beispiellosen Reigen an schnellen Kunstwerken auf Rädern. So begründeten Alex Calder (1975, BMW 3.0 CSL), Frank Stella (1976, BMW 3.0 CSL), Andy Warhol (1979, BMW M1), David Hockney (1995, BMW 850i) oder Jeff Koons (2010, BMW M3 GT2 und 2022, „The 8X“) die Serie der BMW Art Cars, die bis heute fortgesetzt wird und vor allem Rennwagen stilisiert, die tatsächlich Motorsportruhm ernteten.
Auch Andy Warhol legt Hand an
Andy Warhol arbeitete 1986 außerdem als Künstler für Mercedes-Benz und inszenierte in Auftragsarbeiten vor allem Speedsymbole wie einen Silberpfeil W 196 R oder einen 300 SL Flügeltürer. Flügel verlieh auch der Kölner Aktionskünstler HA Schult einem Fahrzeug: Seit 1991 flattert sein „Goldener Vogel“, ein Ford Fiesta mit goldfarben lackierten Flügeln, auf dem Turm des Kölner Stadtmuseums – und avancierte zum drittbekanntesten Kölner Denkmal. Dagegen sind es 1992 in der Schweiz 420 Pferde des Künstlers Rolf Knie, die auf einem Rinspeed Nissan 300 ZX „Speed-Art“ zelebrieren und internationale Anerkennung finden.
PS: Ich liebe Dich!
So viel Interesse an Art & Cars, das führt nicht nur zu immer mehr Vernissagen und Ausstellungen, sondern lässt im neuen Jahrtausend eine Welle an Art-Car-Festivals florieren. Darunter Events à la Art Basel Miami, Kunstshows wie die Düsseldorfer Ausstellung „PS: Ich liebe Dich!“, ein vom Meisterfälscher Beltracchi veredelter Ford Fiesta, vor allem aber Auktionen, die regelmäßig von skulpturalen Sportwagen geprägt werden.
NFT-Kunstwerke auf dem Vormarsch
Sei es von einem rostrot gestalteten Bugatti Veyron als schnellstem Kunst-Auto der Welt oder von NFT-Kunstwerken, wie sie speziell Lamborghini lanciert. Darunter das „Space Time Memory“, das einen Lamborghini als Rakete ins Weltall starten lässt oder der Lamborghini „Ultimate Drop“ als erster NFT-Supersportwagen im Format 1:1. Den Kunst-Mix aus NFTs, Apps und real existierenden Art-Cars verbindet ein Motiv: Alles ist im Fluss bzw. in schneller Fahrt.
Chronik 110 Jahre Art Cars:
1912: Das Werk „Rasendes Automobil” vom italienischen Maler des Futurismus, Giacomo Balla, sorgt für Aufsehen, wird zu späterer Zeit sogar im Museum of Modern Art, New York ausgestellt. Weitere Werke des Künstlers beschäftigen sich mit „Ritmo + rumore + velocita d’automobile“ dem Thema „Geschwindigkeit von Automobilen und Licht“. Balla unterzeichnete schon 1909 das durch Filippo Tommaso Marinetti verfasste „Futuristische Manifest“, 1910 erstellt er dann das „Technische Manifest der futuristischen Maler“. Im Jahr 1955 ist Balla Teilnehmer der documenta 1 in Kassel, inzwischen hat er sich allerdings vom Futurismus abgewendet
1913: Der Bildhauer und Kunstkritiker Umberto Boccioni erklärt, dass die Futuristen die „Fahrer eines 200 PS“ verehren und in Kunstwerken des Dynamismus darstellen
1920er Jahre: Die Dadaisten integrieren Zahnräder, Reifen und Markenzeichen in ihre Werke
1925: Die ukrainisch-französische Künstlerin Sonia Delauney-Terk bemalt einen Unic Tourer von 1920 in geometrischen Formen
1931: Der Künstler und Architekt Walter Gropius entwirft für den Karossier Wilhelm Karmann (Osnabrück) drei Karosseriekonzepte, die als Aufbauten für den Adler Standard 8 genutzt werden können
1956: Der französische Philosoph Roland Barthes vergleicht futuristische Automobile wie den Citroen DS 19 mit den großen gotischen Kathedralen, als Schöpfung einer Epoche, die von Künstlern erdacht wurde
1958: Pablo Picasso bemalt einen Citroen DS 19 des mexikanischen Journalisten Mejido, der Picasso zu einem Interview an der Cote d’Azur besucht. Picassos Werk stellt eine Familie, Blumen und einen Baum dar. Das Auto wird von Mejido, der 1.000 Dollar für den Citroen bezahlte, für 6.000 Dollar an eine Pariser Kunstgalerie veräußert. Danach verliert sich die Spur des DS 19, auch wenn Experten vermuten, dass der Wagen in die Hand eines privaten Sammlers kam
1960er: Andy Warhols Car-Crash-Bilder und die Installationen amerikanischer Künstler setzen sich kritisch mit der Automobilität auseinander
1961: „I love you with my Ford“, in diesem Ölbild präsentiert der Pop-Art-Künstler James Rosenquist das Auto kritisch als Bestandteil der Konsumgesellschaft
1963: Roy Lichtenstein vollendet das Bild „In The Car“, das 2005 bei einer Versteigerung von Christies Auktionshaus in New York 16,2 Millionen Dollar erzielt
1965: Die Pop- und Rock’n Roll-Legenden John Lennon (Beatles) und Keith Richards (Rolling Stones) fahren in bunten Rolls-Royce und Bentley in den Pophimmel der Sixties. Gitarrist Richards nutzt einen 1965er Bentley S3 Continental Flying Spur, mit dem er 1967 nach Marokko tourt, während Beatle John Lennon einen 1965er Rolls-Royce Phantom V nutzt. Den Bentley nennt Richards „Blue Lena“ als Referenz an eine US-Sängerin, der Wagen dient als Demonstration gegen das Establishment, zumal er mit Geheimfächern für den Transport unerlaubter Substanzen ausgestattet ist für das Leben mit Sex, Drugs and Rock’n’Roll. 2015 erzielt der Bentley bei Bonhams 850.000 Euro Auktionserlös. Lennons Rolls-Royce Phantom V steht seit 1977 im Royal British Columbia Museum in Victoria/Kanada. Lennon und Ringo Starr lassen den Rolls 1967 während der Arbeit für das Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ in den psychedelischen Farben lackieren, die das Album-Cover schmücken
1967: Als Kultfahrzeuge der Love & Peace-Bewegung etablieren sich in Nordamerika und Europa floral und psychedelisch bemalte Volkwagen Bulli T1 und T2. Auf den Philippinen und in Südostasien entwickelt sich ab den 1960ern eine „Truck Art“, denn Nutzfahrzeuge aller Art werden von ihren Eigentümern liebevoll dekoriert. Der Künstler Edward Hopper stirbt. Seine Gemälde u.a. mit Straßen- und Tankstellenszenen erreichten Kultstatus
1968: Blues- und Poplegende Janis Joplin lässt ihren 1964er Porsche 356 von ihrem Roadie Dave Richards in psychedelischen Farben bemalen, die dieser für 500 Dollar in einem Farbengeschäft erwarb. Das Auto soll die Geschichte des Universums in allen Regenbogenfarben zeigen. Im Jahr 2016 versteigert Sotheby’s das Auto der 1970 verstorbenen Janis Joplin für 1,76 Millionen Dollar
1970: Nissan wirbt für seine Modellreihe Bluebird mit einem von Salvador Dalí gestalteten Motiv. Dalí, obwohl selbst kein leidenschaftlicher Autofahrer, bezog in viele seiner Kunstwerke seit den späten 1940er Jahren das Auto ein, so zeigte er in den Kollagen „Clothed Automobiles” Cadillacs in erlesenen Materialien oder er füllte Rolls-Royce mit Blumenkohl. Wolf Vostell präsentiert am Chicago Museum of Contemporary Art einen in Beton gegossenen Cadillac unter dem Titel „Concrete Traffic“, um so auf die Probleme der Betonlandschaften und Verkehrsprobleme hinzuweisen
1975: Dem französischen Rennfahrer Hervé Pouvain kommt die Idee, ein Rennsportmodell von einem Künstler gestalten zu lassen, begann die Geschichte der BMW-Art-Cars. Pouvain überzeugt den amerikanischen Bildhauer Alexander Calder, die Gestaltung seines BMW 3.0 CSL zu übernehmen, mit dem Pouvain anschließend beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans startet
1976: Frank Stella gestaltet einen 750 PS starken BMW 3.0 CSL, der ebenfalls in Le Mans startet. Die Lackierung trägt wie bei Calder der BMW-Lackiermeister Walter Maurer auf
1977: Roy Lichtenstein entwirft einen BMW 320 Turbo mit seinen „Benday Dots“, dazu scheint auf den Flanken des Autos eine Landschaft vorbeizuziehen. Dieser BMW erzielt in Le Mans einen Klassensieg
1979: „Ich liebe dieses Auto. Es ist besser gelungen als das Kunstwerk“, befindet Andy Warhol, nachdem er den BMW M1 mit schwungvollen Pinselstrichen und in weniger als einer halben Stunde in das vierte Exemplar der BMW Art Car Collection verwandelt hat. Der M1 belegt den sechsten Platz im Gesamtklassement von Le Mans
1982: Der Österreicher Ernst Fuchs kreiert das Kunstwerk „Feuerfuchs auf Hasenjagd“, ein serienmäßiger BMW 635 CSi, der als Ausstellungsauto fungiert
1986: Andy Warhol inszeniert eine Serie von Bildern als Auftragsarbeit für Daimler-Benz, darunter das Mercedes-Benz 300 SL Coupé von 1954 auf Siebdruck, Acryl auf Leinwand (Silkscreen, acrylic on canvas) im Format 102 x 153 cm für die Daimler Art Collection, Stuttgart/Berlin. Aber auch der Benz-Patent-Motorwagen von 1886 und ein Mercedes Typ 400 Tourenwagen von 1925 sowie ein Formel-1-Rennwagen des Typs W 196 R werden künstlerisch dargestellt. Robert Rauschenberg inszeniert einen BMW 635 CSi mit Collagen, die die drei Welten Kunst, Natur und Technik vereinen und er nutzt das Auto anschließend als persönliches Alltagsfahrzeug
1989: Michael Jagamara Nelson aus Australien lässt in einem BMW M3 der Gruppe A die Kunst der Aborigines einfließen. Ken Done, ebenfalls Australier, zeigt auf einem weiteren M3 der Gruppe A das moderne Australien. Beide Art Cars werden im Motorsport eingesetzt
1990: In den 1990ern entwickelt sich in den USA eine Art-Car-Community, angetrieben vom Art-Car-Artist und Filmemacher Harrod Blank, der Art-Car-Filme produziert wie „Wild Wheels“ (1992), „Driving the Dream“ (1998) oder „Automorphosis“ (2009). In San Francisco etabliert Blank das ArtCar Fest. In Berlin entsteht das Kunstwerk „Trabi“ von Birgit Kinder, das einen Trabant zeigt, der die Mauer durchbricht und eine der populärsten Touristenattraktionen wird. Der Japaner Matazo Kayama hüllt einen BMW 535i in ein Airbrush-Gewand. Der spanische Avantgardist César Manrique gestaltet einen BMW 730i
1991: Der Kölner Aktionskünstler HA Schult kreiert den „Goldenen Vogel“ mit goldfarben lackierten Flügeln, einen Ford Fiesta mit Flügeln. Am 25. April flattert der goldene Flügel-Fiesta – hochgezogen von einem Kran – auf den Turm des Kölner Stadtmuseums. „Fetisch Auto“ nannte HA Schult seine mit Ford realisierte Aktion, bei der er im April 1989 zehn Tage und Nächte elf ganz unterschiedlich gestaltete Fiesta-Modelle an verschiedenen Plätzen in und über Köln inszenierte. Ein mit Wolken bemalter Fiesta schwebte um die Türme des Kölner Doms, ein anderer schwamm auf einer Plattform im Rhein und einer stand in Marmor-Optik auch vor der A-Halle im Kölner Ford-Werk. In einer Umfrage der Universität Köln aus dem Jahr 2003 belegte der „Goldene Vogel“ den dritten Rang unter den Kölner Denkmälern. Der Dresdner A.R. Penck verwandelt den BMW Z1 Roadster in ein Art Car, inspiriert durch Höhlenmalereien. Esther Mahlangu bezieht sich auf die Kultur Afrikas im Design des BMW 525i
1992: Das Jubiläum 25 Jahre Nissan in der Schweiz feiert Rinspeed am Genfer Automobil-Salon mit dem 420 PS starken Rinspeed Nissan 300 ZX „Speed-Art“. Der vom Concept-Car-Spezialisten Rinspeed realisierte Prototyp dient dem bekannten Schweizer Künstler Rolf Knie als „rollende“ Leinwand. Fasziniert von der Thematik „Kunst, Auto und Geschwindigkeit“ vollendete er mit 420 direkt auf den Autolack gemalten Pferden das damals schnellste High-Tech-Kunstwerk der Schweiz. Der Italiener Sandro Chia verwandelt einen BMW M3 GTR in ein Auto, das viele Gesichter zeigt, die die Blicke der Betrachter reflektieren
1995: Der britische Superstar David Hockney verwandelt einen BMW 850i in ein Pop-Art-Kunstwerk
1997: HA Schult zeigt die Installation „Stau“ aus 64 Altautos am Düsseldorfer Rheinufer
1998: In Houston, Texas, wird ein bis heute bestehendes Art Car Museum eingerichtet, das den Namen „Garage Mahal“ trägt. HA Schult nimmt sich des Ford Ka an und gestaltet eine auf 50 Exemplare limitierte Sonderserie. Auf der Motorhaube ist eine Abbildung der eigenen, Schult‘schen Weltkugel zu sehen, deren Original als weithin sichtbare Installation aus bunten Neonleuchten zunächst die Kölner Severinsbrücke ziert und inzwischen auf dem Dach eines Versicherungskonzerns thront. Auf der Fahrerseite des von HA Schult veredelten Ka prangt jeweils ein Kölner Altstadt-Panorama mit Rhein und Dom. Eine ebenfalls auf 50 Exemplare limitierte, handsignierte und gerahmte Grafik des Künstlers ist im damaligen Kaufpreis von 25.700 D-Mark enthalten. Apropos Künstler: Auf der Essen Motor Show im November präsentiert Ford einen vom deutschen Design-Papst Luigi Colani aerodynamisch optimierten Ford Ka. Der Kölner Ford-Händler R&S Mobile baut diese „Colani“-Ka entsprechend den Ideen des Meisters um und verkauft sie in einer Kleinserie von 200 Stück. Das erste dieser nummerierten Fahrzeuge geht an Colani persönlich
1999: Das Opus von Jenny Holzer ist ein BMW V12 LMR Rennwagen für Le Mans, der mit provozierenden Worten beschriftet ist
2000: Streetart-Künstler Banksy gestaltet einen Volvo-Lastwagen, der später versteigert wird
2005: Das Werk „In The Car” von Roy Lichtenstein wird für 16,2 Millionen Dollar versteigert
2007: Der Kölner Aktionskünstler HA Schult hebt per Elektrokran das Hybridauto Toyota Prius aufs Dach eines Kölner Versicherungsgebäudes als Gewinner des „Öko Globe“ und Teil der Inszenierung Öko Globe, deren Skulptur HA Schult ebenfalls entworfen hat. Der Däne isländischer Herkunft Olafur Eliasson setzt einen BMW H2R – ein Concept Car mit Wasserstoffantrieb – in einen Eispanzer
2010: In den USA florieren Art-Car-Festivals, so vereint das „Gloworama by ArtX“ in Houston am 31. Dezember über 100 künstlerisch illuminierte Fahrzeuge. Pop-Art verkörpert der BMW M3 GT2 des Amerikaners Jeff Koons
2012: Der französische Künstler Bernar Venet gestaltet einen Bugatti Veyron Grand Sport orange, der während der Art Basel Miami Beach präsentiert wird als schnellstes automobiles Kunstwerk der Welt. Die Karosserie dieses Bugatti schmückt ein Design aus mathematischen und wissenschaftlichen Formeln, das – von der Geschwindigkeit des Fahrzeugs inspiriert – explosionsartig von der Front über die Kotflügel bis zu den Flanken verläuft. Mit der rostartigen Farbgebung schafft Venet Verbindungen zu Skulpturen, die er zuvor inszenierte
2016: John Baldessari inszeniert einen BMW M6 GTLM als sein schnellstes Kunstwerk, das auf der Fahrertür den Schriftzug FAST trägt
2017: „Das Auto in der Kunst – Rasende Leidenschaft“, unter diesem Titel eröffnet eine Ausstellung in der Emder Kunsthalle, die rund 100 Exponate aus Privatsammlungen und Museen zeigt, darunter viele Kunstwerke mit kritischem Bezug zum Auto. Die chinesische Multimedia-Künstlerin Cao Fei beschäftigt sich mit einem BMW M6 GT3, der Carbon als Farbhintergrund nutzt und mit einer zugehörigen App seine Wirkung entfaltet. Mit Augmented Reality setzt sich der BMW in den Mittelpunkt eines Farbensturms, der um das Fahrzeug wütet
2018: Der Kunstpalast Düsseldorf eröffnet die Ausstellung „PS: Ich liebe Dich!“, in der Sportwagen der 1950er- bis 1970er-Jahre gezeigt werden. Automobile, in denen sich Karosserie und Maschine zu ästhetischen Gesamtkunstwerken verbinden, wie die Düsseldorfer Kunstexperten erklären. Künstler und Meisterfälscher Wolfgang Beltracchi bemalt einen Ford Fiesta Vignale im Auftrag von Ford Schweiz für eine Auktion zu Gunsten einer wohltätigen Organisation
2020: Der Pilane-Skulpturenpark /Schweden installiert einen mit Beton ausgegossenen Volvo 240 Kombi als Monument, um zu Diskussionen über die Automobilität und die Verkehrswende anzuregen
2021: Das Coupé Polestar 1 der schwedischen Premiummarke Polestar kann als erstes Automobil mit Kunst gekauft werden. Dazu lädt Polestar Künstler und Sammler ein, Kunstwerke gegen einen Polestar 1 einzutauschen. Kunstwerke als Bezahlmittel, diese Initiative wird fachlich vom Kunstberater Theodor Dalenson begleitet. Zum 50-jährigen Jubiläum des Kulturengagements hat sich BMW mit Acute Art für eine Ausstellung der besonderen Art zusammengeschlossen. So wird die renommierte BMW Art Car Collection erstmals in Augmented Reality (AR) präsentiert. Mit dem Launch am 21. Juli sind die rollenden Skulpturen über die kostenlose App von Acute Art digital weltweit zu jeder Zeit erlebbar. In der Münchner Pinakothek der Moderne werden BMW Art Cars präsentiert, insgesamt 19 „rolling sculptures“, die zwischen 1975 und 2010 entstanden sind, dabei Alexander Calder (BMW 3.0 CSL, 1975), Roy Lichtenstein (BMW 320i, 1977), Andy Warhol (BMW M1, 1979), Robert Rauschenberg (BMW 635 CSi, 1986), Esther Mahlangu (BMW 525i, 1991) und Jeff Koons (BMW M3 GT2, 2010)
2022: Eine kleine Goldskulptur aus dem Aspreys Studio, die mit einem NFT verschmolzen wurde, zeigt den Bugatti-Hypersportwagen „La Voiture Noire“ und wird mit einem dazugehörigen NFT für 378.000 Pfund versteigert. Bei der Photo Basel präsentiert der Schweizer Concept-Car-Spezialist Rinspeed ein 3D-NFT („Non-Fungible Token”) Kunstwerk, dass das Rinspeed sQuba Concept Car (ein Tauchfahrzeug) zeigt. Das Rinspeed sQuba-3D-NFT-Unikat – zusammen mit einer Kaufoption für 26 Fahrzeuge der The Rinspeed Collection – wird über eine Auktionsplattform versteigert. Volkswagen unterstützt die documenta fifteen in Kassel, dies auch durch das Volkswagen-Soundorchestra, das Musikwerke mit Hilfe von Fahrzeugteilen und Klängen aus der Fahrzeugproduktion kreiert. Lamborghini lanciert mehrere NFT-Projekte. Das NFT-Kunstwerk „Space Time Memory“ symbolisiert einen Lamborghini, der wie eine Rakete ins Weltall startet, dagegen wird der letzten jemals produzierte Lamborghini Aventador LP 780-4 Ultimae Coupé zusammen mit einem NFT der Künstler Krista Kim und Steve Aoki versteigert. Der im NFT dargestellte Lamborghini „Ultimate“ Drop soll der weltweit erste Supersportwagen im Format 1:1 NFT sein. In einer Auflage von 90 Exemplaren produziert BMW mit Jeff Koons künstlerisch gestaltete Fahrzeuge „The 8X Jeff Koons“ als mobile Kunstwerke