Dooring-Unfall-Warnsysteme: So funktioniert die Technik, die Radfahrer vor Autotüren schützt
SP-X/Köln. Kaum ein Unfall trifft Radfahrende so überraschend und oft auch hart wie das sogenannte Dooring: Eine Autotür öffnet sich plötzlich im Verkehrsraum, sodass die herannahende Person auf dem Rad nicht mehr ausweichen kann. In vielen Städten gehört die Kollision mit einer Autotür zu den häufigsten und schwersten Unfallmustern im Radverkehr. Klare Abstände, mehr Rücksicht und Aufmerksamkeit können helfen. Zuverlässig entschärfen lässt sich das Problem allerdings erst mit Technik. Genau hier setzen moderne Türwarnsysteme an.
Die Idee, Fahrzeuge mit entsprechender Sensorik und Logik auszurüsten, ist nicht neu. Erste Konzepte tauchten bereits in den Nullerjahren auf, meist im Rahmen experimenteller Assistenzsysteme, die Umfelddaten beim Parken nutzten. Früh wurde erkannt: Die gleichen Radarsensoren, die etwa beim Spurwechsel vor Fahrzeugen im toten Winkel warnen, könnten auch sich nähernde Radfahrende erkennen. Doch die nötige Softwarelogik war zu komplex und die Systeme reagierten häufig zu spät oder zu unzuverlässig für eine Serienfreigabe.
In der zweiten Hälfte der 2010er-Jahre machten die ersten Hersteller ernst. Audi zählte mit dem „Exit Warning“ zu den Pionieren: Das System nutzte die Radarsensoren vom Tot-Winkel-Assistenten und warnte Insassen beim Öffnen der Tür per Lichtsignal und akustisch vor herannahenden Zweirädern. Kurz darauf folgten Volvo, Mercedes und BMW mit ähnlichen Lösungen. Seit 2021 bietet auch Lexus in mehreren Baureihen den sogenannten Safe Exit Assist an. Dieser koppelt Türöffnungen aktiv mit Umfeldsensorik und blockiert den Vorgang bei akuter Gefahr sogar. Wie bei vielen neuen Sicherheitsfunktionen waren die Premiumhersteller auch hier die Vorreiter. Inzwischen bieten auch Volumenhersteller wie VW, Ford, Hyundai oder Kia Warnfunktionen und teilweise aktive Türstopps an.
Technisch basieren nahezu alle aktuellen Systeme auf einer Kombination aus Nahbereichsradar, Ultraschall und Umfeldkameras. Die Sensoren überwachen parallel zur Fahrzeugflanke einen Bereich von mehreren Metern und analysieren die Geschwindigkeit, Richtung und Entfernung herannahender Verkehrsteilnehmer. Erkennt die Software ein kritisches Szenario, blockiert sie – je nach System – das Entriegeln der Tür kurzzeitig oder warnt zumindest deutlich über LEDs, Displays sowie akustische Signale. Neu hinzugekommen sind cloudbasierte Lernmodelle, die das Verkehrsverhalten in bestimmten Stadtbereichen besser einschätzen können und Fehlalarme reduzieren.
Mit der wachsenden Bedeutung des Radverkehrs hat auch die politische Diskussion um Dooring-Warnsysteme an Fahrt aufgenommen. Verkehrssicherheitsverbände und einige EU-Gremien fordern, dass Türwarnsysteme perspektivisch ebenso verpflichtend werden wie Notbremsassistenten oder Spurhaltesysteme heute. Dies scheint zu fruchten. So berichtete die Rheinische Post Anfang Dezember 2025, dass auch die Bundesregierung plane, solche Warnsysteme künftig für Neuwagen verpflichtend zu machen. Sollte eine solche Regelung in Kraft treten, was das Bundesverkehrsministerium gegenüber dem Bayerischen Rundfunk bestätigte und als Thema mit hoher Priorität einstufte, könnten Dooring-Unfälle in einigen Jahren massiv zurückgehen. Für Radfahrende wäre das ein bedeutender Sicherheitsgewinn, denn gerade in dicht bebauten Innenstädten kann eine unbedacht geöffnete Tür lebensgefährlich sein. Smarte Technik könnte das ändern.
Häufig gestellte Fragen zum Dooring-Unfall-Warnsystem
- Was ist ein Dooring-Unfall?
- Ein Dooring-Unfall beschreibt die Kollision eines Radfahrenden mit einer plötzlich in den Verkehrsraum geöffneten Autotür.
- Wie funktionieren moderne Türwarnsysteme?
- Nahezu alle aktuellen Systeme nutzen eine Kombination aus Nahbereichsradar, Ultraschall und Umfeldkameras, um die Geschwindigkeit und Richtung herannahender Verkehrsteilnehmer zu analysieren und entsprechend zu warnen oder die Tür zu blockieren.
- Welche Hersteller bieten bereits aktive Türwarnsysteme an?
- Hersteller wie Audi („Exit Warning“), Lexus („Safe Exit Assist“), Volvo, Mercedes, BMW sowie Volumenhersteller wie VW, Ford, Hyundai und Kia bieten solche Systeme an.
- Ist ein Dooring-Unfall-Warnsystem bald Pflicht in Neuwagen?
- Verkehrssicherheitsverbände und einige EU-Gremien fordern eine Verpflichtung. Medienberichten zufolge plant auch die Bundesregierung, solche Warnsysteme künftig für Neuwagen verpflichtend zu machen.