Ausblick Automarkt Deutschland 2025: Einzig das Elektroauto könnte für positive Effekte sorgen
Lesezeit 3 Min. Das Autoland Deutschland steckt in einer Krise, und auch die mittelfristigen Prognosen sind eher verhalten.
SP-X/Köln. Das laufende Jahr war schon nicht toll. Und das nächste wird wohl höchstens ein wenig besser für die Autobranche in Deutschland. Stimmung und Kauflust sind eher mau, einzig das Elektroauto könnte für positive Effekte sorgen. Wie Verbände und Experten auf das kommende Jahr blicken.
Der deutsche Autohandel rechnet für 2025 mit einem erneut schrumpfenden Neuwagenmarkt. Rund 2,7 Millionen Neuzulassungen werden es laut der Prognose des Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK), rund 130.000 Autos weniger als in diesem Jahr. Und auch das liegt schon knapp unter dem Niveau von 2023. Grund für die Kaufzurückhaltung ist aus Sicht des Branchenverbandes die unsichere wirtschaftliche Situation, in der Privathaushalte ungern viel Geld ausgeben.
Etwas optimistischer blicken Experten aus der Wissenschaft ins kommende Jahr. Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch-Gladbach rechnet mit 3 Millionen Neuzulassungen, Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) in Bochum kommt auf 2,85 Millionen Einheiten. Wachstum erwarten die beiden Experten nicht zuletzt vom E-Auto. Bratzel prognostiziert 600.000 bis 750.000 Neuzulassungen, sein Kollege Dudenhöffer ist mit 480.000 deutlich vorsichtiger. Schränkt zudem ein, dass die Zahl bei einem Aufweichen der CO2-Vorgaben beim Flottenverbrauch geringer ausfallen würden.
Die CO2-Flottengrenzwerte werden 2025 in der EU sprunghaft strenger. Wollten die Autohersteller hohe Strafen vermeiden, müssen sie den E-Auto-Anteil stark erhöhen. Und die Preise senken. Dudenhöffer erwartet spürbare Effekte bei den Anschaffungskosten: „Im November hatten wir nach unseren Erhebungen im Schnitt 5.583 Euro höhere Transaktions-Preise beim Elektroauto. Ich gehe davon aus, dass sich das durch die CO2-Regulierung für 2025 auf 3.500 Euro in den nächsten 6-Monaten reduziert.“ Auch das CAM rechnet mit einer deutlichen Reduzierung der Kaufpreise beziehungsweise Leasingraten für Elektrofahrzeuge von 10-15 Prozent. „Damit würden sie sich vielfach den Preisen für Verbrennermodelle annähern“, so Bratzel.
An der angespannten Lage in der heimischen Autoindustrie ändert sich aus Expertensicht nichts Wesentliches. „Die kritische Phase der Automobilindustrie in Deutschland wird noch zwei bis drei Jahre anhalten. Dann müssen wichtige Strukturprobleme gelöst oder auf den Weg gebracht worden sein. Ansonsten steht die Stärke des Automobilstandortes Deutschland auf dem Spiel“, warnt Bratzel. Dudenhöffer sieht die Probleme nicht zuletzt auf dem chinesischen Exportmarkt. „Die Krise der deutschen Autobauern in China wird sich in 2025 weiter verschärfen. Nur mit neuen Modellen kann man da gegensteuern. Und das dauert.“
In Deutschland selbst hingegen sieht Dudenhöffer die Chinesen noch nicht als echte Konkurrenz für die heimischen Hersteller. „Da wachsen auch 2025 keine Bäume in den Himmel. Die Marketing- und Vertriebssysteme der Chinesen sind langweilig, teuer und wenig innovativ“, so der Experte. Die chinesischen Hersteller verstehen seiner Ansicht nach Deutschland und die deutschen Kunden nicht. Von daher würde auch 2025 viel Yuan verbrannt. Bratzel rechnet zwar damit, dass in den nächsten Jahren die Marktanteile von chinesischen Herstellern steigen werden. „Allerdings langsamer als vielfach erwartet, da die chinesischen Hersteller zunächst die Verkaufsnetze aufbauen, Teile- und Werkstattversorgung entwickeln und Vertrauen der Käufer schaffen müssen.“
Dieser Beitrag stammt von Holger Holzer, Redakteur für das Redaktionsbüro SPS Spotpress Services GmbH.