Audi RS Q e-tron: High Noon in der Wüste

Audi Sport hat den futuristischen Audi RS Q e-tron zwei Wochen lang in der Wüste Marokkos unter extremsten Bedingungen getestet. Ziel ist das Rallye Dakar 2022.

Letzte Abstimmungen bevors losgeht: Edouard Boulanger und Stéphane Peterhansel im Audi RS Q e-tron.
Letzte Abstimmungen bevors losgeht: Edouard Boulanger und Stéphane Peterhansel im Audi RS Q e-tron. Copyright: Audi Communications Motorsport / Michael Kunkel

Mehr Platz im engen Cockpit

Stets mit dabei waren natürlich auch ihre Co-Piloten Edouard Boulanger, Lucas Cruz und Emil Bergkvist. Fahrer und Beifahrer bilden bei der Rallye Dakar eine wichtige Einheit, die sich im Cockpit wohlfühlen muss. „Das war einer von vielen Punkten, die wir nach dem Test in Saragossa in unserem Lastenheft hatten“, sagt Andreas Roos, bei Audi Sport für die werkseitigen Motorsport-Projekte verantwortlich. „Für den Test in Marokko haben wir Modifikationen vorgenommen, damit Fahrer und Beifahrer im engen Cockpit mehr Platz haben und auch besser miteinander kommunizieren können. Das Feedback war positiv.“

Testlabor Wüste: Audi RS Q e-tron.
Testlabor Wüste: Audi RS Q e-tron. Copyright: Audi Communications Motorsport / Michael Kunkel

Zeitweise weit über 40 Grad Celsius

Die Bedingungen, die das Testteam in Marokko vorfand, waren dabei zum Teil extrem. „Das Thermometer kletterte zeitweise auf weit über 40 Grad Celsius“, sagt Sven Quandt, Teamchef von Q Motorsport. „Auch Sandstürme behinderten die Testfahrten. Bei den hohen Temperaturen traten zudem erwartungsgemäß einige neue Probleme auf, die immer wieder für Testunterbrechnungen sorgten und die es bis zum nächsten Test zu lösen gilt.“

Will hoch hinaus: Audi RS Q e-tron.
Will hoch hinaus: Audi RS Q e-tron. Copyright: Audi Communications Motorsport / Michael Kunkel

Die härteste Rallye der Welt

Bühne frei für ein elektrifizierendes Hightech-Testlabor: Nur knapp ein Jahr nach der ersten Konzeptidee hat Audi Sport die Erprobung des neuen Audi RS Q e-tron begonnen, mit dem sich Audi im Januar 2022 einer der größten Herausforderungen stellt, die es im internationalen Rennsport gibt: der Rallye Dakar. Als erster Automobilhersteller möchte Audi mit einem elektrifizierten Antrieb in Kombination mit einem effizienten Energiewandler gegen konventionell angetriebene Wettbewerber um den Gesamtsieg bei der härtesten Rallye der Welt kämpfen.

Kampf mit den Naturgewalten: Audi RS Q e-tron in Marokko.
Kampf mit den Naturgewalten: Audi RS Q e-tron in Marokko. Copyright: Audi Communications Motorsport / Michael Kunkel

Komponenten wurden durch die Hitze an ihre Grenzen oder auch darüber belastet

„Bei der Rallye Dakar erwarten wir deutlich niedrigere Temperaturen“, sagt Andreas Roos. „Wir sind dennoch bewusst nach Marokko gegangen, um unser Konzept unter extremsten Bedingungen zu erproben. Komponenten wie die MGU wurden von Haus aus zum Beispiel nicht für den Einsatz bei derart hohen Umgebungstemperaturen entwickelt. Aber auch Getriebe und andere Komponenten wurden durch die Hitze an ihre Grenzen oder auch darüber belastet. Die Erkenntnisse, die wir in Marokko gewonnen haben, sind sehr wertvoll. Sie zeigen uns aber auch, dass wir bis zur Rallye Dakar noch eine Menge zu tun haben und die Zeit knapp wird.“ 

Fahren am Limit: Audi RS Q e-tron.
Fahren am Limit: Audi RS Q e-tron. Copyright: Audi Communications Motorsport / Michael Kunkel

Optimales Temperaturmanagement der Hochvoltbatterie

Ein großes Thema ist dabei auch die Hochvoltbatterie, die speziell für den Einsatz bei der Rallye Dakar entwickelt wurde. „Es geht um das optimale Temperaturmanagement und darum, die maximale Performance der Batterie abrufen zu können“, sagt Roos. „Hier lernen wir bei jedem Test dazu. Und genau das ist der Grund, warum wir mit einem elektrifizierten Antrieb in die Wüste gehen: Wir sammeln unheimlich viele Erfahrungen, die wir mit unseren Kollegen in der Serienentwicklung teilen.“

Audi RS Q e-tron Eigenschaften

Diese Eigenschaften zeichnen den Audi RS Q e-tron aus:

  • Futuristischer Prototyp mit innovativem Antriebskonzept
  • Hochvoltbatterie wird während der Fahrt über einen Energiewandler geladen
  • Drei Motor-Generator-Einheiten (MGU), eine an jeder Achse und eine als Teil des Energiewandlers
  • Die Batterie hat eine Kapazität von rund 50 kWh
  • Der effiziente Verbrennungsmotor hat einen spezifischen Verbrauch von unter 200 Gramm pro kWh

Weil es in der Wüste keine Ladesäulen gibt, hat Audi ein innovatives Ladekonzept gewählt: An Bord des Audi RS Q e-tron befindet sich der hocheffiziente TFSI-Motor aus der DTM. Er ist Teil eines Energiewandlers, der die Hochvoltbatterie während der Fahrt auflädt. Da der Verbrennungsmotor im besonders effizienten Drehzahlbereich zwischen 4.500 und 6.000 Umdrehungen pro Minute betrieben wird, liegt der spezifische Verbrauch deutlich unter 200 Gramm pro kWh.

Der Antriebsstrang des Audi RS Q e-tron ist elektrisch. An der Vorderachse und der Hinterachse sitzt jeweils eine Motor-Generator-Einheit (MGU) aus dem aktuellen Audi e-tron FE07, die von Audi Sport für die Saison 2021 entwickelt wurde. Für den Einsatz bei der Rallye Dakar mussten nur kleinere Modifikationen vorgenommen werden.

Eine baugleiche dritte MGU ist Teil des Energiewandlers und dient dazu, die Hochvoltbatterie während der Fahrt wieder aufzuladen. Zusätzlich wird Energie beim Bremsen rekuperiert. Die Batterie wiegt etwa 370 Kilogramm und hat eine Kapazität von rund 50 kWh.