Technologieoffenheit statt Elektro-Zwang: auto-schweiz fordert Kurskorrektur in der Schweizer Klimapolitik
Angesichts der Kurskorrektur der EU-Kommission zum Verbrenner-Aus 2035 fordert auto-schweiz eine Anpassung der Schweizer Rahmenbedingungen für die Defossilisierung des Verkehrssektors. Laut auto-schweiz-Präsident Peter Grünenfelder gefährdet ein einseitiger Fokus auf Elektromobilität ohne ausreichende Infrastruktur die Schweizer Automobilwirtschaft. Der Verband setzt sich stattdessen für Technologieoffenheit ein, die neben Elektroantrieben auch synthetische Treibstoffe, Wasserstoff und Hybride einschliesst, um die Netto-Null-Ziele wirtschaftlich verträglich zu erreichen.
Bern, Dezember 2025. auto-schweiz begrüsst den Entscheid der EU-Kommission, der europäischen Automobilbranche, an der 13 Millionen Arbeitsplätze hängen, bei ihrer fundamentalen Transformation entgegenzukommen. Die Kurskorrektur ist als Eingeständnis zu werten, dass bis 2035 europaweit kein tragfähiges Ökosystem für Elektromobilität geschaffen werden kann, und dass es ein industriepolitischer Fehler war, per 2035 einen Nullausstoss für die Neuwagenflotte auszurufen. Diese einseitige Festlegung polarisiert die Gesellschaften und verunmöglicht eine offene Technologieausgestaltung zur Erreichung der Ziele.
Diese Signale sollten auch in der Schweizer Politik gehört werden
denn hierzulande ist die Ausgangssituation vergleichbar. Zusätzlich ist in der Schweiz die Automobilbranche als einziges Land in Europa von horrenden Sanktionszahlungen in dreistelliger Millionenhöhe betroffen, weil sich zu wenig Neuwagenkäufer trotz attraktivem Angebot für Autos mit emissionsarmen Antrieben (reinelektrische Antriebe (BEV) und Plug-in-Hybride (PHEV) entscheiden. Ebenso hat die europäische Flexibilisierung der CO2-Regulierung für die Schweizer Fahrzeugflotte noch keine Entsprechung gefunden. Erst recht nach dem jüngsten EU-Entscheid ist die Schweizer Automobilwirtschaft mit einem deutlich dogmatischeren Klimakurs konfrontiert als der Rest Europas. Werden diese zusätzlichen «Swiss Finish»-Regulierungen und marktferne Politik beibehalten, wird sich die Mobilität für die Schweizer Bevölkerung und das Gewerbe verteuern.
Peter Grünenfelder, Präsident von auto-schweiz
«Es ist ein Irrweg, die Klimaziele im motorisierten Verkehr per staatlichem Dekret allein über Elektromobilität ohne unterstützende Rahmenbedingungen erzwingen zu wollen. Die EU-Kommission hat dies erkannt und ihren Kurs korrigiert. Auch in Bundesbern braucht es mehr Realitätsbewusstsein und vor allem auch eine politische Unterstützung der Schweizer Autowirtschaft mit ihren rund 120’000 Arbeitsplätzen. Statt Technologiezwang brauchen wir Rahmenbedingungen, die günstigen Strom, ausreichende und bequem zugängliche Ladeinfrastruktur sowie Offenheit zur Entwicklung neuer Technologien ermöglichen.» Davon profitiert auch die Bevölkerung mit 78 Prozent der Schweizer Haushalte, die ein Auto besitzen, und Millionen von Erwerbstätigen, die auf das Automobil angewiesen sind.
Verbesserte Rahmenbedingungen für die Elektromobilität und Technologieoffenheit sind der Schlüssel zur Erreichung der Schweizer Klimaziele
Zur schnellen Skalierung der Elektromobilität muss der Zugang zu günstigem Strom für Mieter und Stockwerkeigentümer und -eigentümerinnen (rund 70 Prozent der Bevölkerung) sowie in den Agglomerationen ( 74 Prozent der Bevölkerung) deutlich vereinfacht werden. Zudem ist ein technologieoffener Ansatz auch in der Schweiz sinnvoll, wo der Gesamtbestand der Personenwagen durchschnittlich 10,5 Jahre alt ist und die Nachfrage nach reinen Elektroantrieben (BEV) und Plug-in-Hybriden (PHEV) erst sukzessive steigt. Nachhaltige Treibstoffe (inkl. biogene und synthetische Treibstoffe) können die CO₂-Emissionen rasch senken und dazu beitragen, dass die Schweizer Klimaziele erreicht werden. Dafür setzt sich auto-schweiz gemeinsam mit Partnerverbänden ein.
Viele Wege führen nach Rom
Die Effizienz, die Leistungsfähigkeit als auch das Emissionsreduktionspotenzial von Elektrofahrzeugen ist deutlich besser als die anderen derzeit verfügbaren Technologien. Neben biogenen und synthetischen Treibstoffen senken auch andere Antriebstechnologien die CO2-Emmissionen: Wasserstoffelektrische Fahrzeuge (FCEV), Wasserstoffverbrenner, Hybride, und auch die Verbrennungsmotoren haben in den vergangenen Jahren grosse Fortschritte gemacht. Obwohl die Neuzulassungen in der Schweiz von Personenwagen von 1990 bis 2020 um 57 Prozent gestiegen sind, sind die CO2-Emissionen im gleichen Zeitraum um 6 Prozent gesunken.
Frank Keidel, Mediensprecher auto-schweiz
Häufig gestellte Fragen zur Schweizer Automobilpolitik
Warum fordert auto-schweiz Technologieoffenheit?
auto-schweiz betont, dass staatliche Dekrete allein den Umstieg auf Elektromobilität nicht erzwingen können. Technologieoffenheit ermöglicht es, neben E-Autos auch synthetische Treibstoffe (E-Fuels), Wasserstoff und moderne Hybride zu nutzen, um die CO2-Emissionen effizient zu senken.
Welche Probleme sieht die Automobilbranche beim „Swiss Finish“?
Die Schweiz belegt die Branche als einziges Land in Europa mit CO2-Sanktionen in Millionenhöhe, während die Rahmenbedingungen wie Ladeinfrastruktur für Mieter und Strompreise noch nicht ausreichend optimiert sind.
Wie kann die Elektromobilität in der Schweiz schneller skaliert werden?
Laut auto-schweiz muss vor allem der Zugang zu günstiger Ladeinfrastruktur für Mieter und Stockwerkeigentümer vereinfacht werden, da rund 70 % der Bevölkerung in Mietverhältnissen leben.