Stippvisite: Goodwood Revival 2022
Ein Höhepunkt des Jahres für eingefleischte Oldtimer-Enthusiasten ist das jährliche Goodwood Revival in Englands Südosten. Sowohl bei den Fahrzeugen als auch bei den Besuchern geht es traditionsbewusst und stilvoll zu.
SP-X/Goodwood. Gut 150.000 zumeist traditionell gekleidete Besucher versetzten sich dieses Jahr bei schönsten Herbstwetter in eine andere Zeit und erlebten die exklusivste Oldtimer-Veranstaltung auf vier und auch zwei Rädern. 1998 ins Leben gerufen, kann nur teilnehmen, wer vom 11. Duke of Richmond and Gordon eingeladen wurde. Ein Privileg, dass die Oldtimer-Besitzer und natürlich ihre gepflegten Oldtimer-Preziosen quasi adelt. Auf dem knapp 3,9 Kilometer langen Rundkurs treten die Besten der 17 Klassen an dem Event-Wochenende an, um die Besten zu küren; dazu kamen Paraden historischer Sportwagen und ein Rennen von 65 Kindern im Tretauto Austin J40 Typ aus den Baujahren 1949 bis 1966.
Hochkarätige historische Rennwagen
Dieses Jahr eröffneten drei großartige historische Rennwagen-Defileés das Goodwood Revival. Zuerst waren 141 Austin 7 der Jahre 1925 bis 1938 an der Reihe, die den knapp 3,9 Kilometer langen Kurs mehr oder minder gemächlich absolviert haben. Am Freitag folgte dann auch die „Graham Hill Celebration“ mit 33 Rennwagen der Jahre 1953 bis 1975, die alle in Verbindung zu dem legendären Rennfahrer standen. Ein Highlight war der dritten Auftritt, eine recht laute und bunte Parade zum 75-jährigem Jubiläum von Ferrari: 50 der schönsten und erfolgreichsten Sportwagen aus der italienischen Traditionsmarke aus den Jahren 1949 bis 1966 stellten ein fantastisches Spektakel dar.
Freddie March, Gründer des Renngeschehens
Die Freddie March Memorial Trophy ist das erste Rennen, welches nach dem zweiten Weltkrieg in Grossbritannien stattfand. Freddie March, der Grossvater des heutigen Duke of Richmond, war der Gründer des Renngeschehens im Südosten von England. Er hatte den Rundkurs um das Flugfeld gebaut und organisierte hier im September 1948 das erste Nachkriegsrennen in Grossbritannien. Zur Memorial Trophy traten ausschliesslich Rennwagen an, die zwischen 1952 und 1955 an den Neunstunden-Rennen in Goodwood teilgenommen hatten, etwa Aston Martin DB3S, Jaguar C-Type oder Austin Healey 100.
Goodwood Trophy
Die ältesten Rennwagen, die sowohl Grand-Prix-Autos als auch sogenannte Voiturette Cars umfassten, gingen bei der Goodwood Trophy an den Start. Die Fahrzeuge wurden zwischen 1930 und 1951 bei verschiedenen Rennveranstaltungen eingesetzt. Hervorzuhebende Modelle wie der ERA („English Racing Automobile“) B-type R5B „Remus“ standen unter anderem diversen Maseratis, einem Bugatti Type 73C, dem Alta 61 AS oder dem Alfa Romeo 308C gegenüber.
St. Mary’s Trophy
Im Starterfeld der zwei Läufe zur St. Mary’s Trophy tummelten sich Tourenwagen der Jahre 1960 bis 1966. Mehrere Morris und auch Austin Mini Cooper S mit 1293 ccm Hubraum traten dabei gegen die mächtigen Ford Galaxie 500 an, die mehr als sieben Liter Hubraum unter dern Haube hatte.
Barry Sheene Trophy
Die zwei Läufe der Motorräder zur Barry Sheene Trophy, die in jeweils 25 Minuten dauernden Rennen mit Fahrerwechsel ihren Sieger suchten, lösten unter den Zuschauern ein gewaltiges Interesse aus. Nur fünf Vorkriegs-Rennmotorräder standen 25 moderneren Rennmotorrädern gegenüber, die bis maximal 1954 an Rennen teilnahmen.
„Bavarian Motor Works“
Peter Russel, der Architekt und Devotionaliensammler, hat bei der Inszenierung der zeitgetreuen Werkstatt der „Bavarian Motor Works“ aus den 1930er Jahren ganze Arbeit geleistet. Die Werkstatt wurde ergänzt durch die Motorrad-Werkstatt von Jock West, Mitglied des siegreichen BMW TT-Teams von 1939, sowie einer Restaurierungswerkstatt von Rolls Royce. Viele Fotos an den Wänden zeigen exakt jener BMW 328, der in und vor der Werkstatt zu sehen war – mal perfekt restauriert und mal in sehr gutem Originalzustand.
„Best Dressed Studio“
Die meisten der Besucher waren im Stil der 40er bis 60er Jahregekleidet. Die Damen trugen aufwendige Hüte oder kleine Hütchen, die perfekt zu den Täschchen, Strümpfen und Schuhen passten. Nur wer ein vollständiges, der Zeit gemässes Bild abgab, hatte beim Wettbewerb „Best Dressed Studio“ eine Chance. Die Mechaniker waren in weiße Overalls gekleidet, oft mit Spuren von nächtlicher Reparaturarbeit. Sie hatten Armbinden aus Papier, die sie als Mechaniker für das jeweilige Rennen auswiesen. Auch die Fahrer und Besitzer der Fahrzeuge trugen solche Armbinden am Oberarm befestigt mit Bändern im Stil der Zeit
Schönstes Oldtimerrennen der Welt
Wer 2022 am wohl schönsten Oldtimerrennen der Welt teilnehmen möchte, musste sich darauf einstellen, nicht ganz billig wegzukommen: Die Preise der Tageskarten reichen von 79 englischen Pfund für den Freitag bis zu 109 Pfund für den Samstags-Eintritt; der Sonntag ist mit 104 Pfund nur geringfügig billiger. Dabei ist noch kein Sitzplatz auf einer der vielen Tribünen enthalten. Wer sparen will, kann sein Picknick samt alkoholischen Getränken selbst mitbringen und sich beispielsweise auf dem Flugfeld niederlassen. Gerne auch im Schatten einer Flugzeug-Tragfläche, denn historische Flugzeuge wie die Hawker Hurricane und die legendären Spitfires sind gleich im Dutzend zu sehen.